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Das älteste Ortsschild der Welt steht in der Wüste bei Assuan

Vor 5000 Jahren bildete sich in Ägypten aus mehreren rivalisierenden Zentren der erste große Territorialstaat der Weltgeschichte. Einer der Könige, die damals versuchten, ein Gebiet zu kontrollieren, das sich ca. 800 km nilabwärts erstreckte, trug den Namen Skorpion. Er errichtete an den Rändern seines Reiches Königsgüter, sogenannte „Domänen“, die sein Territorium vom Fremdland abgrenzen sollten. Wissenschaftler der Universität Bonn entzifferten nun eine Felsinschrift, die sie bereits vor zwei Jahren in einem abgelegenen Wadi östlich von Assuan gefunden hatten. Sie lautet: „Domäne des Horuskönigs Skorpion“. Diese Felsinschrift ist damit sozusagen das erste Ortsschild der Welt, meint Prof. Ludwig D. Morenz von der Uni Bonn.

Umzeichnung der Felsinschrift. © David Sabel

König Skorpion lebte wahrscheinlich um 3070 v.Chr., also im ausgehenden 4. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. Die Quellenlage zu den politischen und gesellschaftlichen Bedingungen aus dieser Zeit ist allerdings recht dürftig. Die Hieroglyphenschrift steckte ebenfalls noch in den Kinderschuhen. Das Zeichen für einen Ortsnamen war damals noch ein leerer Kreis – in den späteren ägyptischen Epochen wurde daraus ein Kreis mit Kreuz darin, der eine Stadt mit ihren Straßen symbolisierte. In der nur aus vier Zeichen bestehenden Inschrift ist außerdem ein Skorpion zu sehen und eine Art Sonne oder Rosette, die damals vermutlich das Zeichen für König darstellte.

Die Forscher der Uni Bonn arbeiten seit einigen Jahren in der Nähe von Assuan und hatten bereits einige sehr alte Felszeichnungen dokumentiert, bevor sie nun im noch unerforschten Wadi el-Malik (wadi = trockener, ehemaliger Wasserlauf), der ein Nebenarm des bekannteren Wadi Abu Subeira im Osten Assuans ist, diese einmalige Felsinschrift fanden. Von einigen Siegeln oder Warenetiketten waren bereits die Namen verschiedener Wirtschaftseinheiten bzw. Domänen bekannt. Durch dieses „Ortsschild“ kann man nun aber erstmals einem solchen Namen auch ein archäologisches Gebiet zuweisen. Hier wurden neben Keramiken auch Felsbilder und weitere frühe Inschriften aus dieser 5000 Jahre alten Zeit entdeckt.

Der Wadi el-Malik östlich Assuans. © Ludwig Morenz

In dieser Steinwüste östlich Assuans und des Nassersees, von der man glauben sollte, dass hier aufgrund der unwirtlichen Landschaft nie wirklich Menschen gelebt haben, wurde also gerade in den letzten Jahren viel geforscht und auch gefunden. Besonders die Edelsteingewinnung in Wadi el-Hudi ist und wird weiterhin gut untersucht, auch wenn das amerikanisch-ägyptische Team in dieser Corona-Saison dort nicht vor Ort sein kann. Und östlich des Nassersees wurden ja erst kürzlich neue Minensiedlungen entdeckt, die es noch zu erforschen gilt. Auch die Wüsten Ägyptens halten also noch Geheimnisse für uns bereit!

3 Gedanken zu „Das älteste Ortsschild der Welt steht in der Wüste bei Assuan“

  1. Ich finde die Zeit extrem spannend! Denn das dürfte der erste „König“ der Menschheit gewesen sein.
    Bin extra nach Oxford, da ist der Keulen Kopf des Skorpion!

    Wieso ca. BC 3070? Gabs da einen neuen Fund?

  2. ist halt eine sehr unsichere periode in sachen zeitlicher fixierung…
    Das Skorpion nur ein anderer Name für Narmer ist, wurde ja auch schon diskutierrt.

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