Überraschung in der Pyramide von Sahure! Eine deutsch-ägyptische Mission hat in der Pyramide in Abusir (südlich von Gizeh), acht bisher nicht dokumentierte Magazine oder Lagerräume gefunden.
Die Entdeckung wurde während Restaurationssarbeiten einer deutsch-ägyptischen Mission der Universität Würzburg unter der Leitung des Ägyptologen Mohamed Ismail Khaled gemacht.
Wie untersucht man eine stark beschädigte Pyramide?
Schon seit dem 19. Jh. haben verschiedene Forscher versucht, in das Innere der stark beschädigten Pyramide vorzudringen. 1837 drang der britische Ägyptologe John Perring unter großen Anstrengungen nach 10 Tagen harter Arbeit bis in die vermeintliche Grabkammer vor. Mit Hilfe von Palmenstämmen versuchte er die Decke der Kammer zu stützen und die bereits herabgefallenen Steinblöcke herauszuschaffen.
Als Perring die Trümmer in dem Raum entfernte, entdeckte er die Überreste eines Basaltsarkophages, was ihn darauf schließen ließ, dass er die Grabkammer erreicht hatte. An der östlichen Wand der Kammer konnte er die Umrisse eines niedrigen Ganges erkennen, der jedoch voller Schutt und Unrat war und es ihm unmöglich machte, das Innere der Pyramide weiter zu erforschen. Schon damals vermutete er aber schon richtig, dass dieser niedrige Gang zu Magazinen oder Lagerräumen führen könnte, so Khaled in der Ahram Online.
Im Jahr 1907 untersuchte der deutsche Archäologe Ludwig Borchardt ebenfalls das Innere der Pyramide und veröffentlichte ein umfassende Dokumentation. Doch den niedrigen Gang an der Ostseite der Kammer hatte er schlichtweg nicht erwähnt.
Borchardt hatte sich in seinem Plan auf die innere Architektur der Pyramiden von Neferirkare und Niuserre gestützt und dabei nicht berücksichtigt, dass die Pyramide von Sahure die erste war, die in Abusir errichtet wurde und dass sie möglicherweise auf eine andere Art und Weise erbaut wurde als die Nachfolger-Pyramiden, so Khaled. Der von Perring entdeckte Gang geriet beinahe in Vergessenheit – bis heute.
Ein neuer Anlauf
Seit 2006 gab es immer wieder Anstrengungen, das Innere der Pyramide vor weiteren Einsturzgefahren abzusichern.
Im Jahr 2019 wurden schließlich die Arbeiten im Inneren der Pyramide mit finanzieller Unterstützung des Archaeological Endowment Fund (AEF) und des American Research Centre in Egypt (ARCE) wieder aufgenommen. Dieses Mal konnte die Decke der vermeintlichen Grabkammer soweit gestützt werden, dass die Arbeiten sicher vonstatten gehen konnten.
Durch die Restaurierungsmaßnahmen erkannten die Archäologen, dass es sich bei der Kammer, in dem Perring die Sarkophagstücke fand, nicht um die Grabkammer, sondern um eine Vorkammer handeln muss und die Grabkammer des Königs weiter westlich liegt.
Auf der Ostwand entdeckten sie zudem Spuren von Perrings Gang. Als die Forscher den Schutt beiseite schafften, tat sich vor ihnen ein bisher unentdeckter Nord-Süd-Gang hervor, zu dessen Seiten sich sechs Magazine oder Lagerräume befanden. Bei weiteren Aufräum- und Konservierungsarbeiten an der südlichen Ecke des Ganges fand das Team ein weiteres Magazin und an der nördlichen Ecke schlussendlich ein weiteres achtes Magazin.
Die Arbeiter mussten Unmengen an Schutt entfernen, um die Lagerräume freizuräumen. Die nördlichen und südlichen Bereiche, insbesondere die Decke und der ursprüngliche Boden, waren zudem so stark beschädigt, dass es zum Zeitpunkt der Entdeckung gar nicht so einfach war den Grundriss dieses neu erforschten Bereichs in der Pyramide zu bestimmen, so Khaled.
Mostafa Waziri, Generalsekretär des Obersten Rates für Altertümer (SCA), erklärte in der Ahram, dass diese Entdeckung ein völlig neues Licht auf das Innere und die Architektur der Pyramide des Sahure wirft, der als erster König der 5. Dynastie (ca. 2400 v. Chr.) in Abusir bestattet wurde.
Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten, sollen die Kammern zu Studienzwecken für Wissenschaftler geöffnet werden.
Spannend! Soll das heißen, dass die eigentliche Grabkammer Sahure’s noch gar nicht betreten
werden kann oder noch gar nicht entdeckt wurde?