Im Dorf Mit-Rahina, dem antiken Memphis nahe Kairo, wurde erst vor wenigen Tagen der Fund mehrerer großer Steinblöcke aus dem Ptah-Tempel bekannt gegeben (wir berichteten). Nun folgt an gleicher Stelle die Endeckung einer großen Büste aus rotem Granit. Sie hat über dem Kopf die zwei erhobenen Arme – das Symbol für „Ka“ – und stellt Ramses II. dar. Der Fund wurde auf Privatgelände gemacht, nachdem festgestellt worden war, dass der Eigentümer dort heimlich selbst grub.
Die Granitbüste ist 105 cm groß und hat einen Durchmesser von ca 50 cm. Obwohl Abbildungen des Ka-Zeichens über dem Kopf in Inschriften häufig auftauchen, so ist doch nur eine einzige andere Büste mit dieser speziellen Darstellung bekannt. Diese steht im Ägyptischen Museum Kairo, ist aus Holz und zeigt den Pharao Hor I. aus der zweiten Zwischenzeit. Die nun gefundene Granitbüste sei also etwas ganz Besonderes, meint Mostafa Waziri, Generalsekretär des Obersten Rates für Altertümer.
Auf der Rückseite findet sich der Horusname von Ramses II., „Ka-nechet-meri-maat“. Ein Pharao hatte neben seinem Eigennamen noch bis zu vier weitere Namen und der Begriff „Ka“, der für die Lebenskraft stand und entweder von den zwei erhobenen Armen oder, wie auf der Rückseite dieser Büste, von einem Stier verkörpert wurde, war bei vielen Pharaonen ein Bestandteil eines dieser Namen. So war der Thronname der Königin Hatschepsut (18. Dyn., Neues Reich) „Maat-Ka-Re“, der von Sesostris I. (13. Dyn., Mittleres Reich) „Cheper-Ka-Re“ und der Nebtiname des Pharaos Mykerinos aus dem Alten Reich (4. Dyn.) war „Ka-Nebti“. Übrigens: der bei uns unter seinem griechischen Namen Mykerinos bekannte König hieß tatsächlich Menkaure – und darin stecken gleich mehrere Kas, denn das U ist die Plural-Form.
Neben der ungewöhnlichen Granitbüste wurden auch weitere große Blöcke aus Kalkstein und Granit gefunden, die Ramses II. beim Sed-Fest zeigen, mit dem der König nach dreißigjähriger Regierungszeit seine Macht und Kraft erneuern wollte. Vermutlich gehörten diese Blöcke ebenfalls zum großen Ptah-Tempel, glaubt Waziri.
Die Funde wurden in das Freilichtmuseum von Mit-Rahina gebracht, wo sie restauriert werden sollen. Die Grabung auf dem Gelände wird fortgesetzt, allerdings nun ohne die Beteiligung des privaten Eigentümers.