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Mumie mit Hinweisen auf gynäkologische Behandlung

Bei der Mumie einer Frau aus der Nomarchendynastie in Elephantine während des Mittleren Reiches fand man zwischen den Beinen eine Feuerschale, die zum Verbrennen von Räuchermitteln verwendet wurde. Laut medizinischer Papyri dieser Zeit sollte der Rauch in die Vagina der Frau gelangen und dort schmerzlindernd wirken. Dass diese Behandlungsmethode nicht nur eine auf Papyrus festgehaltene Theorie war, sondern vor 3800 Jahren tatsächlich durchgeführt wurde, ist nun erstmals archäologisch belegt.

Bemalung des Sarges von Sattjeni. Foto: Patricia Mora, © Universität Jaén

Das Grab dieser Dame, die den in ihrer Dynastie häufigen Namen Sattjeni trug, war bereits 2016 gefunden worden (wir berichteten). Die spanische Delegation, die seit mehr als 10 Jahren in Qubbet el-Hawa gräbt – der Nekropole Elephantines auf der Westseite des Nils beim heutigen Assuan –, hatte das Grab in einem Gräberkomplex von hohen Persönlichkeiten aus der 12. Dynastie gefunden. Sattjeni war eine Tochter von Sarenput II., der unter den Königen Sesostris II. und III. als Bürgermeister von Elephantine tätig war. Wer Sattjenis Ehemann war, ist noch unbekannt, aber zwei ihrer Söhne, Heqaib III. und Ameni-Seneb, wurden später ebenfalls Bürgermeister unter König Amenemhat III.

Dr. Alejandro Jiménez Serrano, Missionsleiter in Qubbet el-Hawa. Foto: Patricia Mora, © Universität Jaén

Laut Dr. Alejandro Jiménez Serrano von der andalusischen Universität Jaén, dem Leiter der spanischen Grabungsmission, ist dies der erste Fund seiner Art und er belege, dass es diese gynäkologische Behandlung, die bisher nur von medizinischen Papyri zur Schmerzlinderung bekannt war, wirklich gegeben hat. Die Mumie weist eine schwere Verletzung des Beckens auf, die evtl. von einem Sturz herrührte und die Sattjeni wohl große Schmerzen bereitet haben muss. Die Todesursache der im Alter von ca. 30 Jahren verstorbenen Frau war diese Verletzung allerdings nicht, denn der knöcherne Schaden war wohl ohne spezielle Behandlung wieder verheilt – die Schmerzen waren aber anscheinend geblieben.

Was genau in der Schale verbrannt und zum Räuchern verwendet wurde, ist noch unklar. In Frage kommen gebratenes Fleisch, Gewürzmischungen, Weihrauch, Datteln oder auch ranzige Milch und süßes Bier. All dies wird in den fast 4000 Jahre alten Schriften als schmerzlindernd für eine solche Räucherbehandlung aufgeführt. Für Sattjeni muss diese Behandlung jedenfalls gewirkt haben und so wichtig gewesen sein, dass sie sie unbedingt ins ewige Leben mitnehmen wollte.

Der Gräberberg Qubbet el-Hawa gegenüber von Assuan. Foto: selket.de

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