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Neue Funde in Abydos – von Tiermumien, neuen Gräbern und einer Königsstatue (der Hatschepsut?)

Ein kanadisches Archäologenteam hat in Abydos eine Menge neuer Entdeckungen gemacht, die von mumifizierten Tieren und menschlichen Überresten bis hin zu einer rätselhaften hölzernen Pharaonenstatue reichen.

Die Ausgrabungen an der „Terasse (terrace) des großen Gottes“ wurden vergangenen Sommer unter der Leitung von Mary-Ann Pouls Wegner von der Universität in Toronto durchgeführt. In der Antike wurde in Abydos jedes Jahr in einer großen Prozession ein Bildnis des Osiris von seinem Tempel bis zu seinem Grab gebracht. Entlang der Prozessionsroute bauten Könige und Adlige kleine Kapellen, damit sie auch im Jenseits an der Prozession teilnehmen konnten.

Da das Bauen dort eigentlich bei Todesstrafe verboten war, nahm man bisher an, dass die ersten Tempel weiter weg von der Route gebaut wurden und sich die nächsten im Laufe der Zeit dann ein wenig dichter dran gruppierten. Demnach müssten die jüngsten Tempel am dichtesten an der Route stehen.
Aber jetzt fand man einen 3.600 Jahre alten Opfertempel ganz dicht an der Prozessionsroute, was der bisherigen Theorie widerspricht.
Dass man eine aufgestellte Theorie in nur einer einzigen, kurzen Grabungssaison beweisen oder widerlegen könne, sei selten, aber genau das sei passiert, sagt die Leiterin Pouls Wegner.

Das Ausgrabungsteam entdeckte ein „monumentales“ Gebäude mit drei Kammern im hinteren Bereich (westliche Seite) und einem querverlaufenden Korridor auf der Vorderseite (östliche Seite). Während die Dicke der Mauern (2m) eher auf ein Lagerhaus schließen lässt, erinnert die Architektur doch eher an ein religiöses Gebäude. Karge Inschriften beziehen sich auf Pharao Sethos I. Die verwendeten Ziegel sind die gleichen, wie sie in einem naheliegenden und von Sethos I. angefangenen Tempel gefunden wurden.

In dem Gebäude lagen in einer Kammer 83 Tiermumien, die mehr als 2000 Jahre alt sind. Die meisten der Tiere sind Hunde, doch es fanden sich auch zwei Katzen sowie Schafe und Ziegen. Die Archäologen vermuten, es könnte sich dabei um heilige Tiere handeln, die ursprünglich aus einem bisher noch unentdeckten Grab aus späterer Zeit stammen könnten. Pouls Wegener äußerte die Vermutung, dass es hier ein weiteres, sehr großes Grab aus der 3. Zwischenzeit geben könnte, das vielleicht in späterer Zeit wiederbenutzt wurde. Die Tiermumien könnten dann mit einer Mistgabel aus dem Grab katapultiert worden sein und dadurch Teile ihrer ursprüngliche Mumienhülle verloren haben.
Das Vorhandensein von so vielen Hunden deutet wahrscheinlich auf eine Verehrung des schakalköpfigen Upuaut hin, der in Abydos eng mit Osiris verbunden war. Besucher des Tempels könnten dem Gott Upuaut zu Ehren einen Hund geopfert haben.

Zumindest scheinen die Priester bis zum Opfer gut mit den Hunden umgegangen zu sein. Bei einem der Tiere stellten die Forscher einen geheilten Bruch fest. Warum die Hunde so gut gepflegt wurden, können sich die Forscher nicht erklären. Vielleicht handelte es sich bei dem Hund um eine Ausnahme und er fand keinen Käufer oder er gehörte einem der Tempeldiener.

In der Kammer neben den Tiermumien lag eine hölzerne Statue, die voller Schlamm und Termitenausscheidungen war. Ein Experte restaurierte die Statue und ließ eine 65cm hohe Figur mit einem pharaonischen Nemes-Kopftuch zum Vorschein kommen. Hölzerne Königststatuen wären sehr selten, so Pouls Wegner.

Von den Proportionen her könnte die Statue in die 18. Dynastie passen, doch eine Tatsache bleibt sehr rätselhaft – die Taille der Statue ist signifikant dünner als normalerweise. Könnte es sich hierbei vielleicht um eine Statue der Königin Hatschepsut handeln? Bisher existieren keine hölzerne Statuen der Königin. Obwohl Hatschepsut in der Regel als Mann dargestellt wurde, gaben die Künstler ihr öfters durch eine schlanke Taille ein weiblicheres Aussehen. Die Statue könnte bei der Osiris-Prozession mitgetragen worden sein, so die Vermutung der Forscher. Es kann aber auch nicht ausgeschlossen werden, dass sie vielleicht in einem Grab oder Tempel stand.

Die Archäologen fanden außerdem noch zwei Gräber, davon eins neben der Kapelle von Thutmosis III., das fürs erste nicht weiter ausgegraben wurde. Das zweite Grab aus der Zeit Thutmosis III. wurde in dem oben genannten Gebäude gefunden. Menschliche Überreste, sowie Fragmente von Leinen und Holz, lagen in dem Grab. 64 Fayence-Uschebtis, davon sechs Aufseher sollten dem Grabherrn, einem Priester, dessen vollständiger Name den Namen der Göttin Isis trug, im Jenseits dienen.

Eine andere Gruppe von Uschebtis besteht aus Ton. Diese sind 800 Jahre jünger als die anderen. Auf den Figuren sieht man sehr deutlich die 2600 Jahre alten Fingerabdrücke von Kindern, die wahrscheinlich die Uschebtis angefertigt haben.

Das Team wird die Ausgrabungen dieser Stätte fortführen, obwohl dies kein Kinderspiel werden wird, da es sich hier um archäologisches „Niemandsland“ handelt, das unzählige Möglichkeiten für die Ausgrabungen und deren Deutung eröffnet. Zumal auch noch die Antiquitätensammler des 19. Jh. die Stätte umgegraben haben und dadurch viele alte Stücke heute über den jüngeren liegen.

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