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Sphinx-Statue des Hatschepsuttempels wird rekonstruiert

Die in Deir el-Bahari arbeitende polnisch-ägyptische Mission ist gerade dabei, mehrere Teile einer Sphinxstatue zusammenzusetzen, die in der Antike vor dem Totentempel Hatschepsuts stand. Ursprünglich waren es sogar mehr als 70 Statuen, die damals beidseits des Aufwegs zu dem berühmten Terrassentempel der Pharaonin standen. All diese Statuen fielen wohl dem Bildersturm zum Opfer, mit dem unter der Ägide ihres Nachfolgers Thutmosis III. das Andenken an diesen weiblichen Pharao ausgelöscht werden sollte.

Die Statuen wurden damals in tausend Teile zerbrochen und vergraben, schreiben die Forscher auf ihrer Facebookseite. Nur wenige große Stücke dieser Statuen waren bisher gefunden und wieder zusammengesetzt worden. Auf der Internetseite des Metropolitan Museums of Art kann man einen guten Eindruck von einer solchen Puzzlearbeit für eine Sphinx-Statue bekommen, wenn man sich insbesondere die Schwarzweiß-Fotos der Sphinx (Bilderauswahl unter dem Foto) einmal ansieht.

Foto: Polnisches Zentrum für Mediterrane Archäologie der Universität Warschau (PCMA UW)

Im Gegensatz zur Sphinx aus dem New Yorker Museum, die aus rotem Granit gehauen wurde, besteht die nun in Deir el-Bahari gefundene Statue aus Kalkstein. Dabei hat die Tatsache, dass die Stücke in der Antike im trockenen Wüstensand vergraben wurden, dazu geführt, dass sie nun in einem hervorragenden Erhaltungszustand sind, der noch immer die leuchtenden Farben der Bemalungen zeigt. So ist deutlich die gelbe Farbe zu erkennen, mit der im altägyptischen Farbkanon weibliche Körper dargestellt wurden.

Bei der Rekonstruktion der Statue werden nun nur lokale Materialien verwendet, für den Mörtel z.B. zu Pulver zermahlener Kalkstein aus den thebanischen Bergen und ockerfarbenes Pigment von Steinen aus den Hängen rund um den Terrassentempel herum, sowie lokale Quarzit-Füllungen und weißer Zement. Die Rekonstruktionsarbeiten werden von Studenten der Fakultät für Konservierung und Restaurierung der Kunstakademie Warschau durchgeführt – natürlich unter Aufsicht der polnischen Ägyptologen.

Wenn sie fertig ist, soll diese Statue gegenüber einer anderen Sphinx stehen, die 2010 von Andrzej Sosnierz rekonstruiert worden war. Jene Sphinx aus 2010 trägt ein einfaches, einfarbiges Chat-Kopftuch; diese neue Sphinx wurde hingegen mit dem etwas bekannteren Nemes-Kopftuch dargestellt.
Rechts des Aufweges steht ja bereits eine Sphinxstatue. Wir vermuten, dass es sich hierbei um die in 2010 restaurierte Statue handelt.
[Dr. Patryk Chudzik, Leiter der polnisch-ägyptischen Mission, hat uns das inzwischen bestätigt. Die neue Sphinxstatue wird gegenüber der vorhandenen, also auf der linken Seite des Aufwegs, aufgestellt werden.]

Sphinx vor dem Hatschepsuttempel 2019

Wer sich eine weitere solche, rekonstruierte Hatschepsut-Sphinx einmal von allen Seiten ansehen möchte, wird auf der Seite des American Research Centers in Egypt (ARCE) fündig. Dort gibt es das 3D-Modell einer solchen Sphinx-Statue aus Granit, die im Ägyptischen Museum Kairo steht.

Nachtrag 21.2.22: Wie Dr. Chudzik uns mitteilte, ist in der vergangenen Saison auch die Kolossalstatue der Hatschepsut fertig geworden, die am Ende des unteren, nördlichen Säulengangs steht. Eine weitere solche Kolossalstatue soll in der laufenden Saison erstellt werden, hier hat man aber bisher nur eine Büste. Wenn sie fertig ist, soll sie dann am unteren südlichen Säulengang platziert werden.

3 Gedanken zu „Sphinx-Statue des Hatschepsuttempels wird rekonstruiert“

  1. Eine Anmerkung zum Auffindungszustand der Skulpturen: es ist ja nun nicht ganz unumstritten, ob die Zerstörungen und Tilgungen der Inschriften und Darstellungen der Hatschepsut bereits unter ihrem Nachfolger Thutmosis III. stattfanden oder erst in der Ramessidenzeit. Denn es gibt einige Denkmäler, wie die „Chapelle rouge“ in Karnak, auf denen die beiden vermeintlichen Widersacher ohne Ausmeißelungen gemeinsam dargestellt sind und die dafür sprechen, dass die damnatio memoriae erst später einsetzte.

  2. Ja, das ist umstritten. Wir haben hier die Meinung der polnischen Forscher wiedergegeben, so wie diese sie in ihrer Meldung zu dieser Rekonstruktion abgegeben haben. Vielleicht hätten wir das dazu schreiben sollen. Aber haben wir ja nun hiermit. Danke für den Hinweis!

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