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Großes Einbalsamierungsdepot in Abusir entdeckt

Mitten in einem Friedhof der späten 26. oder frühen 27. Dynastie (6. Jh. v.Chr.) stießen tschechische Archäologen auf einen 14m tiefen Schacht mit 370 Tongefäßen, die Harze und andere Einbalsamierungssubstanzen enthalten. Dieses seit der Antike fast unberührte Lager von Mumifizierungsutensilien stellt damit den vermutlich größten Fund dieser Art dar, der je aus dem alten Ägypten entdeckt wurde.

Seit mehr als 30 Jahren erforscht das Team des Tschechischen Instituts für Ägyptologie der Prager Charles University (Karls-Universität) diesen Friedhof aus der Spätzeit des altägyptischen Reichs in Abusir. Bei Grabungen in der westlichen Ecke dieses Friedhofs hatten die tschechischen Archäologen in der vergangenen Grabungssaison mehrere tiefe Schachtgräber entdeckt, von denen sich nun eines als dieses „Einbalsamierungsversteck“ (embalming cache), wie es die Forscher bezeichnen, entpuppte.

Schacht mit dem Einbalsamierungsdepot in Abusir.
Foto: Petr Košárek, Tschechisches Institut für Ägyptologie, CU Prag

Der riesige Schacht ist 5,3 × 5,3 m groß und mehr als 14m tief. Er liegt neben einer Grabstruktur, deren Ausgrabung noch nicht erfolgt ist. In diesem Schacht fanden sich in einer Tiefe von 4-12m spiralförmig untereinander angelegte 14 Ansammlungen mit Tongefäßen. Die kleinste Gruppe enthielt sieben, die größte 52 Gefäße. Neben diesen 370 Tongefäßen, die Reste bzw. Rückstände von verschiedenen Materialien und Utensilien enthalten, die zur Mumifizierung verwendet wurden, fanden die Archäologen auch eine Reihe anderer, kleiner Artefakte.

In der obersten Gruppe von Gefäßen wurden zusätzlich vier leere und weitgehend unbeschädigte Kanopenkrüge aus Kalkstein gefunden. Sie wurden nicht benutzt, obwohl der Name des Mannes, für dessen Eingeweide sie gedacht waren, auf den Krügen vermerkt ist: Wahibre-mery-Neith (Unerschütterlich ist das Herz des Re, geliebt von Neith). Aus der Spätzeit sind mehrere hohe Würdenträger mit dem Namen Wahibre bekannt. Dieser Wahibre ist allerdings keiner davon, da die Beschriftungen der Krüge auch den Namen seiner Mutter, nämlich die Dame Irturu, nennen. Für die bisher bekannten Beamten mit dem Namen Wahibre sind aber andere Mütter belegt.

Vier unbenutzte Kanopenkrüge des Wahibre-mery-Neith.
Foto: Petr Košárek, Tschechisches Institut für Ägyptologie, CU Prag

Ausgehend von der Größe dieses Lagers und auch der Größe der angrenzenden, noch unausgegrabenen Grabstruktur, muss es sich bei diesem Wahibre aber um einen der höchsten Beamten seiner Zeit handeln, sagte Prof. Ladislav Bareš, einer der führenden Experten für diese Zeitperiode. Dafür spreche auch die Umgebung, in der sein Grab liegt; Grabnachbarn sind bspw. der berühmte Admiral Udjahorresnet sowie General Menekhibnekau.

Ein herzförmiges Gefäß.
Foto: Petr Košárek, Tschechisches Institut für Ägyptologie, CU Prag

Laut Prof. Dr. Miroslav Bárta, dem Leiter des Grabungsteams, waren die Arbeiten der vergangenen Saison Teil eines Langzeitprojektes, in dem man Monumente finden und untersuchen will, die aus dieser speziellen Epoche stammen, in der die altägyptische Gesellschaft neue Wege zu finden versuchte, um ihre ureigene Identität zu verteidigen gegen die Einflüsse anderer Großreiche, wie den Griechen, Persern und Nubiern. Dabei war es den ägyptischen Eliten der Spätzeit anscheinend wichtig, sich in Schachtgräbern bestatten zu lassen, die dem Grab des berühmten Königs Djoser aus dem Alten Reich nachempfunden waren. So wollten sie ihrer eigenen, einzigartigen Kultur Ausdruck verleihen, meint Dr. Bárta.

In diesem Jahr 2022 soll nun die angrenzende Grabstruktur ausgegraben werden. Daneben müsen natürlich auch die 370 Tongefäße und ihre Inhalte wissenschaftlich untersucht werden. Die Arbeit wird den Archäologen also auch nach mehr als 30 Jahren in Abusir nicht ausgehen.

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