Blog

Das Who-is-who der Mumien: Thutmosis III.

Thutmosis III. (altägyptisch: Djehutimes, Thronname Men-cheper-Re) war das Kind von Thutmosis II. und dessen Nebenfrau Isis. Als sein Vater starb, war Thutmosis III. noch ein kleines Kind. Daher übernahm zunächst seine Stiefmutter, die Große Königliche Gemahlin Hatschepsut, die Regentschaft für ihn. Seine Regierungszeit wird mit 54 Jahren angenommen, wobei während der ersten 22 Jahre Hatschepsut die Regierung führte; erst danach übte er tatsächlich die Alleinherrschaft über Ägypten aus. Er führte eine Vielzahl von Feldzügen, durch die er Ägyptens Grenzen erweiterte und sicherte. Da sein erster Sohn, Amenemhat, noch zu seinen Lebzeiten starb, folgte ihm sein zweiter Sohn Amenophis II., der vermutlich bereits in den beiden letzten Regierungsjahren seines Vaters als Koregent agierte, auf den Thron.

Die Namenskartusche von Thutmosis III. mit seinem Thronnamen Men-cheper-Re
Die Namenskartusche von Thutmosis III. mit seinem Thronnamen Men-cheper-Re

Prominente Nase und jugendliche Ausstrahlung

Gesichtsrekonstruktion Thutmosis' III. anhand des Schädels. Bild aus G.E.Smith, The Royal Mummies, 1912, Copyright expired
Gesichtsrekonstruktion Thutmosis‘ III. anhand des Schädels. Bild aus G.E.Smith, The Royal Mummies, 1912, Copyright expired

Die Mumie, die man Thutmosis III. zuschreibt, trägt die Nummer CG 61068. Sie wurde zusammen mit mehreren anderen Mumien – u.a. der seines vermeintlichen Vaters – in der Cachette von Deir el-Bahari gefunden. Auch diese Mumie war antiken Grabräubern zum Opfer gefallen, die sie schwer beschädigt hatten. Kopf, Arme und Beine waren vom Rumpf abgetrennt. Der unter einer Maske recht gut erhaltene Kopf hat ein schmales, elliptisches Gesicht mit einer ebenfalls schmalen, leicht vorstehenden Nase mit erhöhtem Nasenrücken.

Diese Mumie war eine der ersten, die obduziert wurde, nachdem man sie bereits im Jahr 1881 und erneut in 1886 ausgewickelt hatte. Rudolf Virchow, ein deutscher Pathologe, hielt dabei fest, dass die Mumie trotz des vermutlichen Alters Thutmosis‘ III. einen beinahe jugendlichen Eindruck vermittelte.

Neuartiger Einbalsamierungsschnitt

Die EInschnitte zum Entfernen der inneren Organe vor und ab Thutmosis III. Bild aus G.E. Smith, The Royal Mummies, 1912, Copyright expired
Die EInschnitte zum Entfernen der inneren Organe vor und ab Thutmosis III. Bild aus G.E. Smith, The Royal Mummies, 1912, Copyright expired

Grafton Elliot Smith vermerkte 1912 bei seiner Beschreibung der Mumie im Catalogue Général des Kairoer Museums, dass an dieser Mumie während der Einbalsamierung ein neuartiger Einschnitt zur Entnahme der inneren Organe (und dem anschließenden Ausstopfen des Bauchraums) durchgeführt worden war. Statt des zu Beginn der 18. Dynastie üblichen senkrechten Schnitts von den Rippen zum Becken saß der Einschnitt hier tiefer, etwa in der Leistengegend. Spätere Mumien ab Amenophis II. weisen den gleichen Einschnittort auf, daher ist dieses Detail als ein wichtiges Indiz bei der Datierung der Mumie in die Mitte der 18. Dynastie anzusehen.
Wie bei vielen Mumien dieser Periode waren auch hier die Genitalien entfernt worden.

Das Problem mit dem Alter

Die von Wente und Harris 1992 getroffene Alterseinstufung, 35-40 Jahre, passt nicht sonderlich gut zu den 54 Regierungsjahren von Thutmosis III. Hawass und Selim kamen 2007 zwar zu einem Sterbealter von ca. 50 Jahren, aber auch dieses liegt ja unterhalb der historisch überlieferten Regierungszeit.
Die Größe der Mumie geben Hawass und Selim mit ca. 175 cm an, Smith hatte sie 1912 noch mit 165 cm vermessen. Es ist aber unklar, ob Smith die abgetrennten Füße bei seiner Messung berücksichtigt hatte.

Thutmosis III. mit der Göttin Hathor auf einem Pfeiler im Karnak-Tempel. Oben die ovale Kartusche mit dem Eigennamen des Königs: Djehutimes. Rechts oben im Quadrat der Name der Göttin Hathor
Thutmosis III. mit der Göttin Hathor auf einem Pfeiler im Karnak-Tempel. Oben die ovale Kartusche mit dem Eigennamen des Königs: Djehutimes. Rechts oben im Quadrat der Name der Göttin Hathor

Die Mumie lag in einem Sarkophag, dessen Vergoldung antiken Plünderern zum Opfer gefallen war, an dessen Innenseiten aber noch Reste von Inschriften zu erkennen waren, die auf Thutmosis III. hindeuten. Auf der Leiche fand sich ein mit einem Totentext versehenes Leichentuch, das klar Thutmosis III. zugeordnet werden kann. Auch diese Mumie war, als man sie beim Umbetten aus ihrem eigentlichen Grab im Tal der Könige (KV34) ins benachbarte Tal nach Deir el-Bahari brachte, neu bandagiert worden. Rein theoretisch besteht also die Möglichkeit, dass dabei schließlich eine „falsche“ Mumie im Sarg und unter dem Leichentuch von Thutmosis III. landete. Dieser Zweifel, sowie der der „zu jungen“ Alterseinordnung, bleibt also bestehen.

Andererseits gibt es Studien, die belegen, dass eine Altersbestimmung z.B. anhand von Skelettknochen meist zu einer zu niedrigen Altersangabe führt. Dylan Bickerstaffe hatte daher schon 2009 vorgeschlagen, die Alterseinstufung für alle erwachsenen Königsmumien um mindestens 10 Jahre zu erhöhen.

So kommt diese Studie letztlich zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Mumie CG 61068 mit ziemlicher Sicherheit um Thutmosis III. handelt.

2 Gedanken zu „Das Who-is-who der Mumien: Thutmosis III.“

  1. Die Rekonstruktionszeichnung des Gesichtes sieht etwas eigenartig aus. (Anders als man es von den Statuen dieses Pharao kennt. ) Aber Gesichtsrekonstruktionen sind allgemein etwas tricky.Vor allem wenn es Mumien sind. Da ich zeichne,hatte ich mal das selbe versucht. Da war ich 11. Ich hatte das Gesicht einer unbekannten Frau mit kurzen Wuschelhaaren gewählt.(Zeitungsartikel über Funde von Trockenmumien in Ägypten) Interessanter Weise glich meine Zeichnung dem Gesicht einer TV-Richterin. Nur die Frisur war anders) wie wurde die Zeichnung von Thuts Gesicht gemacht? Erst am Computer ausgewertet und vereinfacht von Hand oder gleich frei Hand vom Kopf abgezeichnet ? Ich hatte erst die Mumie mit schwachen Strichen portraitiert und darüber die Rekonstruktion gesetzt. Aber ich hatte nur ein Foto von der Mumie zur Verfügung.

  2. Eine Frage habe ich da noch. Ist die Gesichtsrekonstruktion von Nebiri schon fertig? Aus der Sicht als Zeichnerin finde ich sowas sehr interessant. Natürlich aber auch aus der archäologischen Sichtweise.

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Zustimmung zur Datenspeicherung lt. DSGVO