In einer großen Pressekonferenz in Gizeh bestätigte heute das Tourismus- und Antikenministerium, dass man in der Cheopspyramide tatsächlich die Existenz eines bisher unbekannten Raumes nachgewiesen habe. Durch die Verwendung eines Endoskops gibt es sogar Bilder dieses Raumes, bei dem es sich voraussichtlich um einen Korridor handelt.
Der Tourismus- und Antikenminister Ahmed Issa höchstpersönlich stellte die sensationelle Entdeckung auf einer großen Pressekonferenz vor Ort in Gizeh vor. Der an der Nordseite der Pyramide entdeckte Korridor ist 9 m lang und 2,10 m breit. Teams aus den USA, Kanada, Japan, Ägypten und Deutschland hatten an dem gemeinsamen Projekt mitgearbeitet, das von einem archäologischen Komitee unter Vorsitz von Zahi Hawass begleitet wurde.
Fünf noninvasive, also zerstörungsfrei arbeitende Techniken wurden zwischen 2016 und Ende 2022 zum Einsatz gebracht, um diese Nordseite der Pyramide zu untersuchen. Infrarot, Myonen, Georadar, Ultraschall und 3D-Simulationen zeigten sogar mehrere Hohlräume an. Am Ende war es ein Endoskop, das zwischen zwei Steinplatten hindurch geschoben werden konnte, das tatsächlich den Beweis erbrachte, nämlich ein Bild des dahinter liegenden Hohlraumes, der ein Korridor zu sein scheint.
Die Resultate der wissenschaftlichen Untersuchungen sollen bald in den entsprechenden Fachblättern veröffentlicht werden. Bei der Pressekonferenz waren neben dem aktuellen Antikenminister auch drei seiner Vorgänger anwesend, nämlich Khaled El-Enany, Mamdouh El-Damaty und natürlich Zahi Hawass, der ja das Aufsichtskomitee anführt.
Nachtrag 4.3.23:
In einem Video und zwei wissenschaftlichen Artikeln gibt das ScanPyramids-Team weitere Informationen zum Zustandekommen dieser Entdeckung. Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass es sich bei dem am Donnerstag der Weltpresse vorgestellten Korridor nicht um den auf 30m Länge geschätzten großen Hohlraum handelt, der vor einigen Jahren durch die Presse geisterte und der eine Flut von Theorien ausgelöst hatte (wir berichteten mehrfach). Bereits im Jahr 2017 hatte das ScanPyramids-Team ein Video veröffentlicht, das sowohl diesen vermuteten Hohlraum über der Großen Galerie (ScanPyramids Big Void) als auch einen kleineren Hohlraum direkt über dem Pyramideneingang (ScanPyramids North Face Corridor) zeigte. Letzterer (SP-NFC) ist jener „Korridor“, über den jetzt berichtet wird und von dem es das obige Bild einer Sonde gibt.
Der nun vorgestellte Hohlraum liegt hinter den schräg angeordneten Entlastungsblöcken, die über dem heutigen Eingang zu sehen sind. Mithilfe der o.g. nondestruktiven Scanmethoden konnte ermittelt werden, dass dieser korridorförmige Hohlraum ziemlich genau 9×2×2 m groß sein musste.
In den letzten Wochen haben sich dann die Ereignisse vielleicht überschlagen, denn in dem von Mitarbeitern der Technischen Universität München mitverfassten wissenschaftlichen Artikel aus dem Januar 2023 ist noch die Aussage zu lesen, dass das ScanPyramids-Team empfehlen wird, ein kleines Loch durch die Winkelsteine zu bohren, um Zugang zu dem dahinter liegenden Raum zu erhalten. Im Video von ScanPyramids sieht man aber, dass die Endoskopkamera nicht durch ein Bohrloch, sondern durch eine Röhre geschoben wird, die man vielleicht in einen Spalt zwischen den Winkelsteinen hineinstecken konnte. Ein Bohrloch wäre dann ja auch keine „non-destruktive“ Methode gewesen, auf die aber nun bei der Presseerklärung so viel Wert gelegt wurde…
Zur Verdeutlichung der Dimensionen hat François Schuiten, ein Mitglied des ScanPyramid-Teams, eine Zeichnung dieses neu entdeckten Raumes angefertigt.
Hier gehts zu dem Video, das in knapp 5 Minuten die Schritte der letzten Jahre zusammenfasst, die das ScanPyramids-Team in Zusammenarbeit mit mehreren internationalen Forschungseinrichtungen zu dieser einmaligen Entdeckung geführt haben:
Endlich geht’s vorwärts! Bin gespannt wie ein Flitzebogen. Danke für die Info!
Naja ob ein leerer Korridor (der Entlastungs Merkmale hat) wirklich eine Sensation ist möchte ich bezweifeln….
Der Raum selbst ist sicher keine Sensation, aber die Tatsache, dass in unserer modernen und technisch ach so fortschrittlichen Zeit, in der man den menschlichen Körper von innen ansehen kann und aus dem All die Sandkörner am Strand zählen kann, wir in einem mehr als 4500 Jahre alten Bauwerk noch immer „überrascht“ werden können, DAS ist die eigentliche Sensation… 😉
Da könnte man ja fast vermuten, dass vom Original-Eingang ausgehend ein getarntes unabhängiges zweites Korridor-/Raumsystem exisitiert ?
Toll und aufregend. Seit Jahren ist bekannt, dass dort ein Hohlraum ist. Und endlich darf -nach sicher ewig langen Diskussionen- ein internationales Team ein Endoskop der TU München durch eine Hohlraum zwischen den Steinen schieben. Aber jetzt geht die Arbeit ja erst los. Denn wenn die alten Ägypter so einen aufwendigen Raum gebaut haben, was ist dann dahinter oder darunter? Und wie kommt man an den noch viel größeren Raum über der Galerie? Sind die verbunden? Findet man auch eine Lücke oder sollte man sich von der zerstörungsfreien Untersuchung in diesem Fall mal verabschieden? Es bleibt spannend…aber jetzt erst mal wieder ein paar Jahre diskutieren…
Ein Korridor! Wo führt er wohl hin?
„ein getarntes unabhängiges zweites Korridor-/Raumsystem exisitiert? “
Wäre natürlich schön, doch die Untersuchungen (ScanPyramid) wie auch die jetzigen Bilder zeigen eher, dass es nach 9m nicht weiter geht. Aber die Aegypter haben nie aufwendige statische Konstrukte aus Spaß gebaut. Diese Konstruktion wurde in dieser Pyramide nur für die Königskammer angewendet, sonst für Korridore / Räume andere statische Lösungen gesucht. Daher vielleicht für ähnliche Nutzung oder Zwischennutzung. Die Zeit wird es zeigen ….
Ich habe heute, 21.06.23, einen Artikel in meiner Heimatzeitung „Der Westallgäuer“ gelesen
über Joannes Rupfle, einen jungen Maschinenbauer aus Lindau, also meinem Heimatlandkreis.
Er war persönlich im Team von Scan Pyramid dabei, als der neue Hohlraum entdeckt wurde.
Er geht laut diesem Artikel sehr stark davon aus, dass es nach dem 9 m langen Hohlraum mit einem
weiteren Gang weitergeht, dieser Gang aber derzeit durch Gestein versperrt ist.
Der Gedanke eines zweiten Gang-/Raumsystems, das letztendlich in eine bisher unentdeckte Grabkammer führt, ist natürlich faszinierend. Ich frage mich nur, welchen Sinn es machte eine so aufwendige Königskammer mit Rosengranit und 5 Entlastungskammern und 2 Luftschächten zu bauen, wenn dies nur eine Scheinkammer werden sollte ?