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Katzen schnurrten schon vor über 5600 Jahren bei den Ägyptern

Die alten Ägypter liebten ihre Katzen. Mit der Ansiedlung der Ägypter am Nil kamen auch die Katzen, um Mäuse und Ratten in den Kornkammern Ägyptens zu jagen. Was anfangs als Zweckgemeinschaft begann, baute sich schnell zu einer großen Zuneigung zwischen Mensch und Tier auf und die Katzen wurden schließlich domestiziert. Neue Ausgrabungen belegen, dass das Zusammenleben zwischen Katze und Mensch schon 2000 Jahre früher begonnen hat als bisher angenommen.

In Hierakonpolis (altägyptisch Nechen), nördlich von Edfu gelegen und Hauptstadt während der Prädynastischen Zeit Ägyptens, machten die Forscher einen seltenen Fund. In der Nekropole für die Oberschicht der Hauptstadt fanden Archäologen die Knochen von sechs Katzen, darunter die von vier Kitten. Belgische Archäologen um den Bioarchäologen Wim Van Neer und die Ausgrabungsleiterin Rene Friedman fanden die Katzen schon im Jahr 2008 an der östlichen Mauer der Nekropole. Alle sechs Katzen wurden zusammengekuschelt in einer mit nur 25cm tiefen und 50cm im Durchmesser recht kleinen Grube begraben. Der Fund war schon etwas Besonderes, denn Katzenknochen zu finden, geschweige denn vollständge Skelette, ist sehr selten, so Van Neer.

Hauskatzen oder Wildkatzen?

Warum die Katzen in der Nekropole von Hierakonpolis zusammen mit vielen anderen Tieren wie Leoparden, Affen oder Nilpferden begraben wurden, wissen die Forscher nicht genau. Vielleicht waren die Tiere Teil eines Rituals oder einfach nur Opfergaben an die Götter. Die noch viel größere Frage ist aber, ob es sich bei den Katzen um Wild- oder um Hauskatzen gehandelt haben könnte und ob die Geschichte über die Domestizierung von Katzen in Ägypten vielleicht umgeschrieben werden muss. Bisher gingen Forscher davon aus, dass die Katzen zwischen 2310- 1950 v. Chr. in Ägypten heimisch wurden. Die Knochen der in Hierakonpolis gefundenen Katzen wurden auf die Zeit zwischen 3600 – 3800 v. Chr. datiert. Die Domestizierung könnte also 2000 Jahre früher stattgefunden haben.

Um Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, untersuchten die Forscher die Skelette der Katzen. Sie verglichen Größe und Form der Schnauzen mit denen von wilden und domestizierten Katzen in Europa. Außerdem versuchten sie ihr Alter anhand ihrer Zähne und der Wachstumsfugen am Ende ihrer Knochen herauszufinden.

Die zwei erwachsenen Tiere, ein Kater und eine Katze, sollen zu ihrem Todezeitpunkt demnach knapp unter bzw. knapp über ein Jahr alt gewesen sein. Die Kitten waren alle zwischen 4-5 Monate alt als sie starben. Sie müssen aus zwei verschiedenen Würfen stammen, denn ein Paar ist etwas älter als das andere. Die Würfe können also nicht von der gleichen Katzenmutter stammen.

Der Altersunterschied ist zudem so gering, dass die erwachsenen Katzen wahrscheinlich nicht die Eltern der Kätzchen sein können. Wilde Katzen waren durch das saisonal unterschiedliche Futterangebot nur 1x im Jahr geschlechtsreif, wenn sie allerdings von Menschen gefüttert wurden, könnte sich dieser Zyklus verschoben haben. Wenn die 4-5 Monate alten Kitten also z.B. im Frühjahr geboren wurden, dann müssten die beiden ca. 1-jährigen Katzen also im Herbst zur Welt gekommen sein. Durch viel Futter und Pflege ihrer „Herrchen“ und „Frauchen“ das ganze Jahr über waren die Katzen also anscheinend 2x im Jahr geschlechtsreif.

Vorfahren unserer Hauskatzen

Die Größe der Knochen lassen auf die Katzenart Felis silvestris schließen. Diese kleine Wildkatze war wahrscheinlich eine der Vorfahren unserer heutigen Hauskatzen (Felis catus oder Felis silvestris catus). Felis silvestris war in Afrika, Europa und Zentralasien heimisch.

Eine weitere Katzenart, die bei früheren Ausgrabungen in der Nekropole von Hierakonpolis gefunden wurde, ist Felis chaus, die mit einer ausgeheilten Fraktur an ihrem Bein bestattet wurde. Besorgte Menschen könnten die verletzte Katze 4-6 Wochen vor ihrem Tod noch versorgt haben, so die Vermutung der Forscher.

Wann und wo wurden Wildkatzen zu Hauskatzen?

Über die Geschichte der Domestizierung von Katzen gibt es immer wieder unterschiedliche Theorien. Galt Ägypten lange Zeit als Geburtsland der Hauskatzen, könnten laut einem Bericht vom Dezember 2013 in China schon vor 5300 Jahren Katzen als Haustiere gehalten worden sein. In Zypern fanden Archäologen sogar die Begräbnisstätte eines Menschen mit einer Katze, die vor 9500 Jahren zusammen bestattet wurden. Wenn die Theorie der Wissenschaftler stimmt, könnte zumindest China mit dieser Theorie übertrumpft werden 😉

Die in Hierakonpolis gefundenen Katzen wurden wahrscheinlich nicht als kuschelige Hauskatzen gehalten, sondern für die alten Götter geopfert. Auch ist es nicht sicher, ob die Katzen wirklich in (un-)freiwilliger Gefangenschaft gehalten wurden oder ob sie einfach in der Nähe der Siedlung zu Hause waren. Zumindest scheint es schon vor über 5600 Jahren eine enge Verbindung zwischen Mensch und Tier gegeben zu haben.

Die Untersuchungen über den Geburtsort und die Geburtstunde unserer geliebten Hauskatze ist noch lange nicht zu Ende. Forscher werden weiter ausgraben und mit Hilfe von DNA den Ursprung der Domestizierung von Katzen herausfinden müssen, so der Bioarchäologe Van Neer in der LiveScience.

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