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Mumie zeigt ältesten Fall von Herzversagen

Im Museo Egizio in Turin liegen die Reste eines Mannes, der vor 3500 Jahren starb: der Kopf seiner Mumie und seine inneren Organe, die jedem verstorbenen Ägypter in vier Kanopen (krugähnlichen Gefäßen) mit ins Grab gegeben wurden. Untersuchungen des Kopfes sowie des Lungengewebes zeigen, dass der Mann an chronischer Herzinsuffizienz litt. Ursachen für diese Krankheit können Bluthochdruck, Durchblutungs- oder Stoffwechselstörungen sowie ein Herzklappenfehler sein. In diesem Fall tippen die Forscher auf Bluthochdruck.

Der Mann, von dem Grabräuber nur den Kopf und die Kanopen übrig ließen, hieß Nebiri. Er war während der Regentschaft von Thutmosis III. (um 1450 v.Chr.) ein hoher Würdenträger. Er trug den Titel „Vorsteher der Ställe“ und wurde in dem Tal begraben, das wir heute als „Tal der Königinnen“ kennen. Dort wurde sein geplündertes Grab 1904 vom italienischen Ägyptologen Ernesto Schiaparelli gefunden. Von seiner Mumie war nur noch der Kopf vorhanden, der sich allerdings in einem verhältnismäßig guten Zustand befand. Von den 4 Kanopen war diejenige, welche die Lungen beinhaltete, zerbrochen. Dieser Umstand kam den Forschern nun zupass, die dadurch an Gewebeproben der Lunge herankamen.

Parodontose und Arteriosklerose…

Dr. Raffaella Bianucci, eine Anthropologin der rechtsmedizinischen Abteilung der Turiner Universität, stellte die Forschungsergebnisse nun auf einem internationalen Ägyptologen-Kongress in Florenz vor. Ihr Team bestand aus Wissenschaftlern der Universitäten von Turin, München und York. Sie fanden heraus, dass Nebiri zwischen 45 und 60 Jahren alt wurde und neben seinen Herzproblemen auch starke Parodontose (Zahnfleischrückgang) mit großen Abzessen hatte.
Ein CT-Scan und die nachfolgende 3D-Rekonstruktion des Schädels zeigten außerdem, dass bei der Mumifizierung die Entfernung des Gehirns nur teilweise gelungen und ein Teil des Gewebes im Schädel verblieben war. Weiterhin fand man in der inneren Halsschlagader an einer Stelle Kalkablagerungen, die auf eine leichte Arteriosklerose hinweisen könnten. Eine genauere Aussage über die Verkalkung der Blutgefäße Nebiris können die Forscher nicht machen, da keine anderen Körperteile vorhanden sind.

…und dazu ein Lungenödem

Die Lungen wurden von Andreas Nerlich, Professor und Pathologe in München, untersucht. Er stellte für Herzinsuffizienz typische Zellen fest. Dazu fand er auch ein Lungenödem, das sich dann bilden kann, wenn das Herz nicht richtig pumpt. Durch rückstauendes Blut in der Lunge kann dann ein Druck entstehen, der Flüssigkeit in die Lungenbläschen oder die Zellzwischenräume austreten lässt.

Dass die Forscher nun nach 3500 Jahren die Todesursache des Ägypters Nebiri bestimmen konnten, liegt an der ausgeklügelten Mumifizierungstechnik. Der Verstorbene war ein hochrangiger Beamter und erhielt eine Einbalsamierung, die denen von Königen in nichts nachstand. Tierische und pflanzliche Fette, Balsam, aromatische Pflanzen, sowie kostspielige Harze aus Koniferen und Pistazien wurden verwendet.

Die Untersuchungsergebnisse zeigen den ältesten Fall, in dem ein Herzversagen an einer Mumie wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, betont Bianucci. Als nächstes wollen Forscher der Universität von Dundee in Großbritannien an eine Gesichtsrekonstruktion von Nebiri herangehen.

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