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Verkleidung der Mykerinos-Pyramide – Projekt wurde abgelehnt

Es war DER Aufreger die letzten Wochen: Ein Team aus japanischen und ägyptischen Forschern wollte die alte Verkleidung der Mykerinos-Pyramide wieder aufbauen. 16 Reihen Granitsteinblöcke sollten dafür an die Außenwand der Pyramide angebracht werden. Das Vorhaben löste ein heftige Debatte aus (wir berichteten) und daher wurde eigens ein Gremium ins Leben gerufen, das über die Durchführung dieses umstrittenen Projektes diskutieren sollte. Die Entscheidung des „Menkaure Pyramid Review Committee“ (MPRC) ist schneller gefallen als wir erwartet hatten und das Projekt ist – für uns wenig überraschend – abgelehnt worden.

Die Diskussionen bei uns im Blog und auf der Facebook-Seite waren sehr gespalten und es gab einige Stimmen, die das Projekt durchaus befürworteten. Das MPRC unter der Leitung von Zahi Hawass war sich hingegen einig: alle Mitglieder stimmten dagegen. Ihren Bericht legten sie nun dem Antiken- und Tourismusminister Ahmed Issa vor.

In dem Bericht heißt es, dass das Gremium nach ausführlichen Sitzungen und Besuchen der Mykerinos-Pyramide einstimmig beschlossen hat, die Wiederaufstellung der Granitblöcke, die einst die Basis der Pyramide umgeben haben, abzulehnen.

Das MPRC stellte aus ihrer Sicht klar, dass es unmöglich sei, die ursprüngliche Position der Verkleidungsblöcke, die überall auf dem Gelände zerstreut liegen, zu ermitteln. Eine Neuinstallation hätte also zur Folge, dass die Pyramide höchstwahrscheinlich anders aussehen würde, als nach Bauabschluss in der Antike. Das würde wichtige Belege, wie die alten Ägypter die Pyramide entworfen und gebaut haben, verfälschen, so das Gremium weiter.

Für die Freilegung der herabgefallenen Granitblöcke sollten auch archäologische Ausgrabungen rund um das Gebiet erfolgen. Das japanisch-ägyptische Team erhoffte sich, die Bootsgruben von Mykerinos (ähnlich denen der Cheops-Pyramide) zu finden. Das MPRC hat auch hier eine klare Meinung dazu. Generell befürwortet sie Ausgrabungen an der Mykerions-Pyramide, sieht aber in der Suche nach den Bootsgruben keinen driftigen Grund für so ein Ausgrabungsprojekt. Grundsätzlich würde man aber die Genehmigung erteilen, wenn die Projektmitglieder weitere „umfassende“ wissenschaftliche Gründe für die Durchführung einer solchen Ausgrabung bereitstellen würden.

Ähnlich sieht es bei der Untersuchung und Vermessung der Mykerinos-Pyramide und der herabgefallenen Granitblöcke aus. Grundsätzlich habe man auch hier nichts dagegen aber so lange kein umfassender wissenschaftlicher Arbeitsplan vorliegt, den man an das Ministerium für Tourismus und Altertümer (MoTA),
der UNESCO und dem Ständigen Ausschuss für altägyptische Altertümer vorlegen kann, dürfen „keine wissenschaftlichen oder archäologischen Aktivitäten“ in dem Gebiet erfolgen.

Das Gremium legte auch gleich die Vorgaben fest, wie so ein Arbeitsplan auszusehen hat. Finanzierungsquellen, Zeitrahmen und Lebensläufe jedes einzelnen Teammitglieds sollen dazu gehören. Auch an die Teammitglieder stellt man hohe Ansprüche. So soll das Team aus erfahrenen Archäologen, die mit stratigraphischen Ausgrabungen und Aufzeichnungen vertraut sind, einem Architekturhistoriker mit Erfahrung in altägyptischer Architektur und Restaurierung sowie einem Ingenieur mit Erfahrung im Bereich Kulturerbe und Restaurierung bestehen. Und der Projektleiter sollte hauptamtlich für das Mykerinos-Projekt verantwortlich und nicht mit anderen Aufgaben innerhalb des MoTA eingebunden sein.

Das ist schon eine ziemliche Klatsche für den Generalsekretär des ägyptischen Obersten Rates für Altertümer Mostafa Waziri, der das Projekt zusammen mit japanischen Experten der Waseda Univerität leiten wollte. Die Neu-Verkleidung der Mykerinos-Pyramide ist definitiv abgelehnt (das letzte Wort hat zwar der MoTA-Minister aber es ist doch sehr unwahrscheinlich, dass er sich gegen das Gremium stellen wird) und ob in nächster Zeit Ausgrabungen und Untersuchungen an der Mykerinos-Pyramide stattfinden werden, darf ebenfalls stark bezweifelt werden. Das Gremium wird auch zukünftige Projektvorschläge dort seeehr genau unter die Lupe nehmen.

Zum Schluss noch die Mitgliederliste des Gremiums. Neben Zahi Hawass besteht das MPRC aus sechs Mitgliedern, darunter:
Prof. Mamdouh El-Damaty, ehemaliger Minister für Altertümer und Leiter der Ägyptologie an der Fakultät für Archäologie der Ain Shams Universität.
Prof. Hany Helal, ehemaliger Bildungsminister und Professor für Ingenieurwesen an der Fakultät für Ingenieurwesen der Kairoer Universität.
Prof. Moustafa El-Ghamrawy, ehemaliger Leiter des Fachbereichs Bauingenieurwesen der Kairoer Universität.
Dr. Mark Lehner, Direktor und Präsident der Egypt Research Associates.
Prof. Dietrich Raue, Leiter des Deutschen Archäologischen Instituts in Kairo.
Prof. Miroslav Bárta, Direktor des tschechischen Instituts für Ägyptologie an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität.

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