Der erste Wochenrückblick diesen Jahres startet mit jeder Menge News. Eine französische Touristin erlebt ihren persönlichen Albtraum am Flughafen von Luxor, es gibt Sehenswertes neu zu entdecken, der Tourismus in Ägypten boomt (und es gibt einige Änderungen), natürlich gibt es auch wieder Neuigkeiten über das Grand Egyptian Museum (GEM), das Pyramiden-Umfeld wird sich komplett ändern und es gibt leider auch eine traurige Nachricht.
Grabkammer des Neferhotep nach langer Restaurierung wieder geöffnet
Ein Team von deutschen und ägyptischen Restauratoren hat 20 Jahre lang in der Grabkammer des Neferhotep (TT49) in el-Chocha (Theben West) Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Dank der Förderung der Gerda-Henkel-Stiftung konnten sie das Grab mit Hilfe von einer neuartigen Lasertechnik von einer dicken Rußschicht befreien. Das Grab wurde jetzt für Touristen wieder zugänglich gemacht, einen Zustand den die an diesem Projekt beteiligte Christina Verbeek bedauert. Wie sie in einem lesenswerten Interview des Spiegels erklärte, hat sie schon desöfteren beobachtet, wie sich Touristen mit ihren Rucksäcken an die Grabwände lehnen und wenig Respekt vor den jahrtausende alten Grabmalereien hatten. Auch sei die Feuchtigkeit, die durch das Atmen und Schwitzen der Besucher in die Grabkammer gelangen, weiterhin ein großes Problem. Mehr dazu könnt ihr im bereits oben erwähnten Interview nachlesen.
Der Albtraum einer französischen Touristin in Luxor
Eine sehr unangenehme Erfahrung musste eine französische Touristin am Flughafen von Luxor machen. Bei einer Kofferkontrolle fanden die Sicherheitsbeamten eine kleine Statue, die ein dazugerufener Experte als echt bescheinigte. Die Statue war aber alles andere als echt, sondern stammte aus dem Shop eines Luxushotels in Luxor. Die Französin musste acht Tage in einer 10qm große Gefängniszelle mit 40 weiteren Gefangenen ausharren. Ihr an die Seite gestellter ägyptischer Rechtsanwalt meinte nur, sie sei schuldig und sie solle sich einfach bei den Polizisten entschuldigen.
Erst ihr Reiseveranstalter, der in der Zwischenzeit seine Kontakte hatte spielen lassen, konnte ihr unter großen Bemühungen zumindest erst einmal bessere Haftbedingungen ermöglichen. Der Richter ordnete schließlich an, dass der Shop-Besitzer die Adresse der Herstellerwerkstatt nennen sollte, wo die Ermittler dann auch einige ähnliche Kopien dieser Statue fanden. Der Richter stellte das Verfahren ein, erteilte aber keine formelle Entlassung. Erst als der französische Botschafter in Kairo intervenierte, konnte die Französin wieder zurück in ihr Heimatland reisen.
Die Französin, selbst Rechtsanwältin, meinte in der Zeitung „Le Figaro“, dass sie, soweit sie informiert sei, mit einem lebenslangen Einreiseverbot bestraft wurde. Sie wolle nun gegen dieses Einreiseverbot und für die formelle Einstellung des Verfahrens klagen.
Arbeiten am Grand Egyptian Museum (GEM) vor dem Abschluss
Diese Zeile haben wir ja eigentlich schon desöfteren gelesen aber alles hat ja bekanntlich irgendwann mal ein Ende und die Zeichen stehen im Moment sehr gut, dass das GEM noch in diesem Jahr komplett eröffnet wird. Der Generalinspektor des Projekts Atef Moftah kündigte an, dass die Arbeiten an dem GEM Ende Februar abgeschlossen sein sollen. Einen Eröffnungstermin nannte er aber nicht und so bleibt der zuletzt kursierende Termin im Mai weiterhin reine Spekulation.
Auszeichnung für das GEM
Immerhin darf sich das Grand Egyptian schon einmal mit dem EDGE-Green Building Zertifikat rühmen. Die Ministerin für internationale Zusammenarbeit Dr. Rania A. Al-Mashat erklärte, dass es das GEM als erstes Museum in Afrika und im Nahen Osten geschafft hat, das Zertifikat für umweltfreundliche und nachhaltige Gebäude zu erhalten. Dies stehe im Einklang mit dem Engagement der Regierung zur Förderung einer nachhaltigen und grünen Infrastruktur, so Dr. Al-Mashat weiter.
Neue Wege führen zu den Pyramiden
Um das Umfeld zu erschließen, plant Ägypten einen insgesamten 1270km (?! die Zahl von der Egypt Independent erscheint mir doch sehr hoch…) langen Wanderweg vom GEM zu den Pyramiden, der auch über das gesamte Pyramidenfeld gehen soll. Neben einem neuen Eingangsbereich zum Pyramidengelände, auch eine Polizeistation, ein Gebäude des Zivilschutzes, ein Ambulanzgebäude sowie ein Verwaltungsgebäude für die Altertumsinspektoren und mehrere umweltfreundliche Restaurants.
Neben der Fahrt mit Elektrobussen (wir berichteten) wird man also anscheinend auch zu Fuß über das Gelände gehen können. Aber es ist vorstellbar, dass man außerhalb der Wege zurückgepfiffen wird und man somit nicht mehr überall auf dem Pyramiden-Gelände herumspazieren darf. Zumindest wird sich das Aussehen des Geländes reichlich ändern, wie man oben auf dem Planungs-Screenshot unschwer erkennen kann… Erinnert mich irgendwie an einen Golf-Platz in Dubai. Naja, wir werden sehen…
Neue Route nach Sakkara
Auch die Route vom neuen Sphinx-Airport nach Sakkara soll aufgebessert werden, damit Besucher schneller und einfacher zu einem weiteren Weltkulturerbe kommen können. Das Projekt ist aber noch in der Ausschreibungsphase, kann also noch eine zeitlang dauern.
Restaurierungen im Esna-Tempel und Karnak-Tempel
Auch wenn wir schon mal über die Restaurierungsarbeiten im Esna-Tempel berichtet haben, möchten wir euch an dieser Stelle noch einmal auf die herausragende Arbeit der Universität Tübingen hinweisen. Seit 2018 wird der Tempel von einer teils Zentimeter dicken Rußschicht befreit. Wunderschöne Bilder und ein Bericht von Christian Leitz über die Arbeiten (auf englisch) könnt ihr auf der Internetseite des ARCE nachlesen. Wer die Gelegenheit hat, nach Esna zu kommen – sei es über eine Nilkreuzfahrt (leider wird der Tempel nur selten angesteuert) oder individuell – der sollte sich das nicht entgehen lassen.
Die Restaurierungen der großen Säulenhalle im Karnak-Tempel (wir berichteten) neigen sich ebenfalls dem Ende zu. Über 95% der Arbeiten sollen abgeschlossen sein und auch hier erstrahlen die Farben stellenweise im alten Glanz.
Ramses-Austellung in Köln?
Die sehr erfolgreiche Ramses-Ausstellung, die unter anderem in Paris zu sehen gewesen ist, könnte jetzt auch nach Köln kommen! Bisher hat leider nur die Egypt Independent darüber berichtet, dass die Ausstellung „Ramses. Das Gold der Pharaonen“ vom 13. Juli 2024 – 06. Januar 2025 nach Köln kommt. Eine offizielle Bestätigung wie, wann, wo und ob überhaupt, gibt es bisher nicht. Wir bleiben weiter dran.
Update vom 16.03.2024: Nun ist es offiziell: Die Ramses-Austellung kommt am 13.07.2024 nach Köln
(Fast) nur noch Kreditkartenzahlung in Ägypten möglich
Wir hatten vor ein paar Wochen schon mal darüber berichtet, dass in vielen Stätten nur noch Kartenzahlung möglich ist. Es war zu dem Zeitpunkt nur noch nicht ganz klar, ob wir auch mit der EC-Karte unsere Tickets kaufen können und es gab dahingehend einige widersprüchliche Aussagen. Nun scheint aber laut einiger Reiseberichte klar zu sein, dass man nur noch mit Kreditkarte seine Tickets kaufen kann! Zwar ist an einigen kleinere Stätten, an denen sich nur wenige Touristen verirren, noch Barzahlung möglich aber auch die werden vermutlich nach und nach umgestellt werden. Neben den gestiegenen Ticket-Preisen (siehe unten), werden sich insbesondere Individual-Touristen also auch noch auf Kreditkarten-Gebühren beim Kauf der Tickets einstellen müssen. Je nach Bank und Energie, was die Anzahl der Besichtigungen angeht, kann da schon einiges zusammenkommen.
Leider kommt auch noch hinzu, dass Ägypten in den letzten Monaten gleich zwei Mal die Preise erhöht hat. Der Karnak-Tempel kostet z.B. mittlerweile 450LE (Stand 23.02.: 13,45€) oder Tutanchamun 500 LE (14,95€ – das waren noch Zeiten als man für 100 LE in das Grab konnte 😉 – wobei natürlich auch der Wechselkurs zu den Zeiten ein anderer war). Tickets für die berühmtesten Touri-Ziele kann man auch online kaufen und zwar unter der offiziellen Seite https://egymonuments.com/
Touristen-Ansturm in 2023
Die Preiserhöhungen kann man sich zumindest leisten, denn das Jahr 2023 war das erfolgreichste Tourismusjahr in Ägypten ever! Das Tourismus- und Antikenministerium veröffentlichte die Zahl von 14,9 Millionen, die im Jahr 2023 das Land am Nil bereisten. Und es ist definitiv noch Luft nach oben. Der Minister für Tourismus und Altertümer, Ahmed Issa, sagte auf einem Forum für Führungskräfte des Ministeriums, dass das Land in den ersten 40 Tagen des Jahres einen Anstieg der Touristenzahlen um 6-7 Prozent verzeichnet konnte.
Riesiges Touristenzentrum geplant
Beflügelt von den Touristen-Ansturm will Ägypten noch einmal jede Menge Geld in die Erschließung von Touristenzentren reinpumpen. In der Region Ras Al-Hikma, 240km westlich von Alexandria, direkt an der Küste des Mittelmeers gelegen, sollen mehr als 170 Millionen Quadratmeter an Hotel- Wohn- Freizeit- und Geschäftsflächen entstehen. Über einen eigenen Flughafen sollen pro Jahr acht Millionen zusätzliche Touristen in das Land geholt werden. Bei zur Zeit 14,9 Millionen Touristen ein sehr ehrgeiziger Plan. Der Ministerpräsident Mustafa Madbuli frohlockt mit Millionen von neuen Arbeitsplätzen und die Überwindung der wirtschaftlichen Krise des Landes. Hoffentlich behält er recht…
Jan Assmann verstorben
Und zum Schluss noch eine traurige Nachricht – der bekannte deutsche Ägyptologe Jan Assmann ist tot. Viele werden ihn von seinen Büchern „Das kulturelle Gedächnis“ – ein Begriff den er zusammen mit seiner Frau Aleida Assmann nachhaltig geprägt hat – oder „Ma’at – Gerechtigkeit und Unsterblichkeit im alten Ägypten“ kennen. Jan Assmann starb in der Nacht zu Montag. Er wurde 85 Jahre alt.
Guten Abend aus Luxor,
zur Beruhigung von Frau Verbeek kann ich melden, dass im Grab TT 49 – Nefer-hotep der Eingangsbereich mit Plexiglas verkleidet wurde, es eine Begrenzung im Grab gibt, damit man nicht mit dem Rucksack an die Wände kommt und sich ausserdem kaum ein Tourist dahin verirrt.
Dabei ist die Dekoration mehr als bemerkenswert – man kann sich kaum satt sehen.
4 Stunden waren weg wie nix…..
Mit 40 Gefangenen:innen in einer 10 qm großen Zelle?
Welches Ticket muss ich für TT49 kaufen?
Am Tickethäuschen?
Ist in den el-Chocha Gräber integriert und ja, am Tickethäuschen.
Ist so von der Presse angegeben worden
Also ich war ich erst vor einigen Tagen im Neferhotep Grab. Sehr schönes Grab.
Ist ja kaum jemand drinnen…Reisegruppen gibt’s ja da eigentlich nicht.
Ja ist mit Plexiglas und Geländer gut vor unachtsamen Touristen geschützt.
Wenn’s nach den Archäologen Heute ginge, würden die am liebsten gar nichts mehr Ausgraben, damit es gut geschützt ist (und alles den Raubgräbern überlassen, siehe Pompeii)
Guten Abend,
Ihre Nachricht über Ramses Ausstellung in Köln.
Könnten Sie mir bitte mitteilen wann die Ausstellung beginnt und in welchem Museum.
Danke.
Wir haben ja schon im Text geschrieben, dass bisher nur die Egypt Independent darüber berichtet hat und es noch keine offizielle Bestätigung gibt. Ob der dort angegebene Zeitraum stimmt, wissen wir also entsprechend nicht und den Ort leider auch nicht. Wir werden aber berichten, sobald wir mehr wissen.
Ich habe auch immer wieder Diskussionen mit der Altertümerverwaltung am Flughafen Luxor. Ich kaufe halt keine Chinakopien, sondern ausschließlich von ägyptischen Künstlern angefertigte Andenken, teilweise Einzelstücke. Das löst jedes mal großes Taschengefilze aus. Aber bisher kam ich immer mit mehr oder weniger Zeitaufwand durch die Kontrolle. Tipp: Nicht zu viel mit Folie und Klebeband einpacken lassen, das erleichtert die Durchsuchung am Flughafen. Und immer die Rechnung aufheben. In einem Fall haben die tatsächlich den Shop angerufen, um dort nachzufragen. Ich mache jetzt auch immer noch ein Foto vom Shop und dem Regal, wo das gute Stück gestanden hat. Und ganz wichtig: Immer schön freundlich bleiben 🙂 Die machen das ja nicht grundlos…