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Schaufelbagger-Archäologie führt zu Anklage

Im März dieses Jahres hatte man im Kairoer Stadtteil Mataria Teile einer 8m großen Kolossalstatue von König Psammetich I. gefunden. Die Bergung des Kopfes aus dem Grundwasser war damals mit einem Schaufelbagger erfolgt, was zu hitzigen Diskussionen im Netz geführt hatte, ob dies eine geeignete archäologische Methode sei. Nun sind drei ägyptische Offizielle des Antikenministeriums deswegen angeklagt worden.

Die drei Ministeriumsmitarbeiter sind der Leiter der Altägyptenabteilung des Ministeriums, der Vorsteher der Zentralverwaltung für die Denkmäler des Nildeltas sowie der Leiter der ägyptisch-deutschen Mission für archäologische Erkundung, schreibt die Daily News Egypt. Der zuständige Bezirksstaatsanwalt Rashida Fathallah habe für diese drei ein Eilverfahren beantragt, heißt es weiter.

Entrüstung im Netz

Die Staatsanwaltschaft war eingeschaltet worden, nachdem es in den sozialen Netzwerken einen Aufschrei der Entrüstung gegeben hatte über Fotos und Videos von der Fundhebung. Nach Ansicht der Strafbehörde habe man sich zum einen nicht an die wissenschaftlichen und technischen Richtlinien einer solchen Ausgrabung gehalten, zum anderen habe man die Fundstücke anschließend unbeaufsichtigt gelassen, da Fotos kursierten, die auf dem Kopf der Statue herumkletternde Kinder zeigten.

Es wurden Fehler gemacht

Dietrich Raue, Leiter der deutschen Grabungsdelegation, die an der Erkundungsmission dieses Fundes teilnahm, sagte dazu aus, dass an dem besagten Donnerstagmorgen auf dem Gelände des Al-Khamis Markts in Mataria zwei große Teile einer Statue gefunden worden seien, die im Grundwasser lagen. Man habe sofort die zuständigen Behörden informiert und Pumpen angefordert, um das Wasser abzupumpen. Dann hätten die Missionsteilnehmer vor Ort aber doch entschieden, einen Bagger zu benutzen, um die Fundstücke aus dem Schlamm zu heben. Dies sei eine potenziell gefährliche Methode gewesen. Auch ein wissenschaftliches Komitee der Universität Kairo kam im Auftrag der Staatsanwaltschaft zu dem Schluss, dass in der ersten Phase der Fundbergung „Fehler gemacht worden“ seien.

Im März hatte der Leiter der Altägyptenabteilung des Antikenministeriums, Mahmoud Afifi, zwar zugegeben, dass ein Bagger verwendet worden sei, allerdings seien die Fundstücke durch Holzbalken und große Korken abgestützt worden und die ganze Bergungsaktion sei unter der Aufsicht von ägyptischen und deutschen Archäologen geschehen.
Man darf gespannt sein, welches Urteil über die Angeklagten gefällt werden wird.

Interessante Fotos und Videos aus den sozialen Netzwerken zu den im Artikel genannten Vorwürfen findet ihr als Links in unserem damaligen Artikel über den Streit.

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