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Mehr Schein als Sein – CT-Scans von Tiermumien überraschen

Wissenschaftler des Museums der schottischen Universität Aberdeen führten einen CT-Scan an einer mumifizierten Katze aus dem Alten Ägypten durch – und die 2000 Jahre alte Tiermumie überraschte die Forscher. Sie enthielt nämlich keine Katze in der vermuteten Größe, sondern nur ein kleines Katzenjunges, das bei der Mumifizierung mittels Bandagen auf die entsprechende Größe einer ausgewachsenen Katze aufgeplustert worden war.

Tiermumien-Industrie

Dass im Alten Ägypten Haustiere zusammen mit ihren Besitzern mumifiziert und bestattet wurden, ist bekannt. Viele Tiere wurden aber auch als Opfer für bestimmte Götter mumifiziert und mit ins Grab gegeben oder auf eigenen Tierfriedhöfen beigesetzt. Es gab in bestimmten Epochen eine ganze Industrie, die sich mit der Herstellung von Tiermumien beschäftigte. Es gibt kaum ein damals bekanntes Tier, das man noch nicht mumifiziert gefunden hätte: Vögel, Katzen, Hunde, Schakale, Stiere, Krokodile, Affen – die Reihe ist lang.

Altägyptische Katzenmumie, von der nun ein 3D-Modell existiert. Foto: University of Aberdeen

Natürlich konnte man mit einer großen Katzenmumie mehr Geld verdienen als mit einer kleinen, sagt Neil Curtis, Leiter des Museums der Universität Aberdeen. Das ist wohl der Grund für die „Vergrößerung“ der kleinen Katze. Außerdem habe man der kleinen Katze auch noch das Genick gebrochen, ergänzt er. Es sei also eine ziemlich grausame Geschichte, die durch die CT-Scans zum Vorschein gekommen sei. Aber die Bilder geben uns auch einen Einblick in die Bräuche und Gewohnheiten der Menschen und des Totenkultes damals.

Mumifizierte Steine?

Andere Museen haben ähnliche Überraschungen erlebt, als sie ihre Reliquien durchleuchteten. Die Kuratoren des Field Museums in Chicago mussten feststellen, dass in mancher ihrer Tiermumien überhaupt kein Tier enthalten war. Statt dessen waren die Mumien einfach mit anderem Material gefüllt, wie Leder, Kiesel oder Schilf.
Das versprach den damaligen Verkäufern der Mumien wahrscheinlich eine sehr viel höhere Gewinnspanne. Andererseits machte es die Mumien vermutlich auch billiger und ermöglichte es damit vielleicht auch der ärmeren Bevölkerung, sich eine solche Mumie für ihre kultischen Zwecke zuzulegen.

Auch im niederländischen Reichsmuseum für Altertümer in Leiden hatte man erst kürzlich entdeckt, dass eine große Krokodilmumie „nur“ mehrere kleine Krokodile enthielt.

digitale Repliken

Laura Perez bei der Photogrammetrie. Foto: University of Aberdeen

Neueste Techniken, wie die Photogrammetrie, bei der ein Objekt hundertfach aus leicht unterschiedlichen Winkeln fotografiert wird, ermöglichen es, ein 3D-Modell zu erstellen. Mittels Scans erhält man zusätzlich Bilder aus dem Inneren. So entsteht ein digitales 3D-Abbild, das man virtuell nicht nur von allen Seiten betrachten sondern in das man sogar hineinsehen kann. Man schafft sozusagen eine virtuelle Replik des Artefakts. Das ist besonders bei fragilen Stücken, die man ungern anfasst und bewegt, für die Wissenschaftler sehr hilfreich.

Mumien-Auspacken für Jedermann

Man denke hier vor allem an die Studenten der Uni Aberdeen, sagt Neil Curtis. Sie könnten so die Ausstellungsstücke des Museums maximal genießen und für ihre Studien nutzen. Daneben wolle man die 3D-Modelle aber auch online für Jedermann zugänglich machen. Es gebe einige internationale Forschungsprojekte, die sich mit Tiermumien beschäftigten und die von den erstellten 3D-Modellen sicher profitieren würden. Aber auch jeder interessierte Normalbürger könne sich bald die Mumien am eigenen Bildschirm von allen Seiten ansehen, sie drehen und sie sogar Schicht für Schicht auspacken und in das Innere hineinzoomen. Wie das aussehen kann, zeigt der folgende kleine Film.
(mit frdl. Genehmigung der Universität Aberdeen)

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