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Khentkaus – Mutterschaft als Aufstiegschance

Anfang dieses Jahres wurde im zwischen Gizeh und Sakkara gelegenen Abusir das Grab einer bislang unbekannten Königin namens Khentkaus III. entdeckt (wir berichteten). Das Grab liegt in einem kleinen Grabkomplex für hohe Gerichtsbeamte der 5. Dynastie. Das tschechische Grabungsteam und die kooperierende Kairoer Universität gaben nun einige weitere Details der Auswertungen bekannt.

Das Grab war bereits in der Antike geplündert worden. Mastaba, Kapelle und Sarkophag waren zerstört. Jetzt hatte man aber immerhin noch 24 Kalksteingefäße und einige Kupferwerkzeuge der Bestattungsausrüstung gefunden.

Foto der Büste von Pharao Raneferef
Pharao Raneferef, 5. Dynastie, Büste im Ägyptischen Museum Kairo. Foto: Jon Bodsworth

Interessant sind vor allem die Inschriften des Grabes, welche die Titel dieser bislang unbekannten Königin der 5. Dynastie tragen. Sie zeigen die zwei Phasen im Leben der Königin Khentkaus III., nämlich „Gemahlin des Königs“ und „Königsmutter“, erklärt Grabungsleiter Miroslav Barta. Ihr Ehemann war vermutlich Pharao Raneferef, da sie dicht an seinem Grabkomplex bestattet wurde. Ihr Kind, das später König wurde, war dann vielleicht Pharao Menkauhor.

Im Artikel der Al Tahrir News Network TNN wird der Name Khentkaus mit „Die unseren Seelen am nächsten ist“ übersetzt, doch „An der Spitze ihrer Kas“ ist wahrscheinlich treffender. Eventuell ist dies aber nur auf einen Übersetzungsfehler von der arabischen zur englischsprachigen Newsseite zurückzuführen. Tatsache ist jedoch, dass im Alten Reich bereits zwei andere Königinnen vor dieser den Namen Khentkaus trugen.

Königsmutter als Aufstiegschance

Die Mütter von Königen wurden besonders verehrt und hatten großen Einfluss. Ihre Gräber waren aufwändiger gestaltet als die anderer Frauen der königlichen Familie. Die Entwicklung von der Königin hin zur Mutter des Königs ist in dieser Hinsicht durchaus als „Aufstieg“ anzusehen, meint Miroslav Barta. Es gibt mehrere Belege dafür, dass die Könige der 5. Dynastie besonders bestrebt waren, ihren Müttern angemessene Grabstätten zu bauen.

Tschechische Archäologen graben seit 55 Jahren in Abusir. Besonders in den letzten Jahren sind dort einige wichtige Entdeckungen gemacht worden, wie z.B. die „Abusir-Papyri“, die Erkenntnisse über die Bestattungsriten und das Verwaltungssystem der Zeit erlaubten.

Salima Ikram, Professorin an der Amerikanischen Universität Kairo, die mit den Tschechen eng zusammenarbeitet, ist zuversichtlich, dass in Abusir noch manche Entdeckung gemacht wird, die uns hilft, die familiären und die Machtverhältnisse innerhalb der Königsfamilien des alten Reiches besser zu verstehen. Und Miroslav Barta ist sich sicher, dass man noch andere Gräber finden wird, vielleicht sogar von weiteren Mitgliedern der königlichen Famile. Jedes diese Gräber sei wie ein weiterer Stein im großen Mosaik der Geschichte der 5. Dynastie.

Fotos der Funde und des Grabes findet ihr im Artikel der Al Tahrir News Network TNN.

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