Vor wenigen Tagen entdeckte eine ägyptische Grabungsmission in Dahschur die Grabkammer einer Pyramide aus der 13. Dynastie. Nachdem man die Steine, die die Kammer verschlossen, beseite geräumt hatte, fand man darin eine Holzkiste mit drei Zeilen von Hieroglyphen. Diese ergeben nach einer ersten Übersetzung, dass der Verstorbene ein Angehöriger der Königsfamilie gewesen sein müsste.
Der in einer Kartusche dargestellte Königsname ist der Ameny Qemaus, dessen Pyramide nur etwa 600m entfernt liegt, so das Antikenministerium auf seiner Facebookseite. Es könne sich um das Grab einer seiner Töchter oder auch eines anderen Familienmitglieds handeln, wird ergänzt.
Leider ist der Beitrag des Ministeriums inhaltlich nicht sehr aussagekräftig. Vermutlich handelt es sich bei dieser Pyramide aber um die erst kürzlich gefundene Pyramide, die man wegen eines Reliefs mit einer 10-zeiligen Hieroglypheninschrift ebenfalls Ameny Qemau zuschreibt.
Die nun entdeckte Holzkiste soll jedenfalls einmal die vier Kanopen des/der Verstorbenen beinhaltet haben, wird der Ministeriumsmitarbeiter Sherif Abdel Moneim zitiert. Jetzt fand man darin nur noch die Leinentücher einiger Organe, wie Leber, Magen und Lungen.
Daneben fand man auch Reste eines Sarkophages, die sich aber in einem sehr schlechten Zustand befinden. Weitere Ausgrabungen sollen mehr Informationen über diese Pyramide ans Licht bringen.
Nachtrag 11.5.17:
Ägyptologen, die sich die Fotos der Holzkiste angesehen haben, bestätigen, dass es sich um eine Kanopenkiste handelt. Die Inschriften seien typisch für eine Kiste aus der 2. Zwischenzeit, meint James Allen, Professor für Ägyptologie an der amerikanischen Brown-Universität. Die oberste Zeile übersetzt er mit „Neith, breite Deine Arme über Duamutef aus, der in dir ist“. Duamutef war einer der vier Horussöhne, die als Beschützer der Kanopen galten. Er beschützte die Eingeweide des Verstorbenen.
Und die linke senkrechte Spalte bedeutet: „Königstochter Hatschepset, geschätzt von Neith“. Vermutlich sei diese Prinzessin eine Tochter des Pharaos Ameny Qemau gewesen, vermutet Allen.
Aidan Dodson von der Uni in Bristol meint, die Pyramide sei nicht typisch für eine Prinzessin. Vermutlich sei sie einmal für einen Pharao erbaut und später für die Bestattung der Prinzessin „umgenutzt“ worden. Es könnte sogar Pharao Qemau selbst gewesen sein, der diese Pyramide eines evtl. Vorgängers usurpierte und für das Begräbnis seiner Tochter Hatschepset wiederverwendete. Das würde zumindest erklären, warum sein Name bei zwei Pyramiden in Dahschur gefunden wurde, denn es mache keinen Sinn, dass ein Pharao für sich selbst zwei Grabpyramiden erbaut haben sollte.