Blog

Unbekannter Hatschepsut-Tempel in Gebelein

Ein Archäologenteam der Universität Warschau untersucht derzeit einen Tempel, dessen Inschriften nahelegen, dass er der Pharaonin Haschepsut gewidmet bzw. in ihrer Regierungszeit erbaut wurde. Der Tempel liegt im etwa 30 km südlich von Luxor gelegenen Gebelein. Zwar war er dort den örtlichen Behörden bekannt, war aber nie tatsächlich wissenschaftlich untersucht worden. Dies holt das polnische Team nun nach.

Der Tempel wurde direkt in den Fels gehauen. Er besteht aus zwei Räumen, deren Dekorationen leider nur noch sehr bruchstückhaft vorhanden sind. Vermutlich ist es diesem schlechten Erhaltungszustand geschuldet, dass frühere Forscher sich nicht näher mit dem Bauwerk befasst haben.

Ein Tempel für zwei Götter

Der Tempel war zwei Gottheiten geweiht: Die eine ist zweifelsohne Hathor, die andere vermutlich Amun-Ra, dessen Bildnisse allerdings nicht mehr vorhanden sind. Erst weitere Auswertungen der Inschriften und evtl. Artefakte werden zeigen, ob das Team mit dieser Vermutung richtig liegt, meint Expeditionsmitglied Daniel Takács in einem Artikel der polnischen Website „PAP – Science and Scolarship in Poland“.

Die Bildnisse vieler Götter wurden in der Antike zerstört. Unter Echnaton wurden bspw. fast alle alten Gottheiten ausgemeißelt. Verschont wurden nur Götter, die mit der Sonne in einer engen Beziehung standen. Hathor, die meist mit einer Sonnenscheibe auf dem Kopf dargestellt wird, ist eine dieser Göttinnen, die unter Echnaton vielleicht verschont wurde.

Erstaunlich ist, dass es auf den Tempelwänden keine Königsnamen gibt. Die Pharaonen verewigten sich mit Vorliebe dort, wo ihr Name von der Bevölkerung gesehen werden konnte. Oft meißelten sie ihre eigenen Namen sogar einfach über die ihrer Vorgänger, meint Missionsleiter Wojciech Ejsmond. Hier jedoch gibt es keine solche glorifizierenden Inschriften.

Hinweise auf Hatschepsut

Die vorhandenen Reste von Dekorationen lassen eine Datierung in die Regierungszeit von Hatschepsut, etwa 1500 v.Chr., zu. Das bestätigen auch Fragmente hieroglyphischer Inschriften, welche die femininen Wortendungen aufweisen. Auch der Kontext, in den eine nicht mehr lesbare Königskartusche eingebettet ist, weist auf diesen Namen hin.

Auch in diesem Fall kommt die bereits bei der Untersuchung der Pyramiden erwähnte Technik der Photogrammetrie zum Einsatz, mit deren Hilfe der Tempelkomplex möglichst schnell und genau kartografiert werden soll. Auch andere fotografische Techniken in Verbindung mit spezieller Auswertungssoftware haben es bereits ermöglicht, farbige Inschriften einige Meter über dem Tempel zu finden, sowie Dekorationselemente darzustellen, die mit dem bloßen Auge nicht mehr zu sehen waren.

Schreibe einen Kommentar

* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Zustimmung zur Datenspeicherung lt. DSGVO