Auf einer Pressekonferenz im Hotel Mena House in Gizeh wurde am Sonntag das ScanPyramids-Projekt der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter der Koordination der Technischen Fakultät der Kairoer Universität und des französischen HIP Instituts (Heritage, Innovation, Preservation) werden Forscher aus Kanada, Japan und Frankreich zusammenarbeiten, um die Pyramiden auf ganz neue Art zu untersuchen. Dabei sollen modernste Untersuchungsmethoden zu Einsatz kommen, wie die durch kosmische Strahlung entstehenden Myonen, die feste Materie durchdringen können.
Wie auf der Facebookseite des Antikenministerium nachzulesen ist, erklärte Minister Mamdouh el-Damaty in seiner Begrüßungsrede, 2016 solle das „Jahr der Pyramiden“ werden. Viele Forschungsvorhaben und auch kulturelle Ereignisse würden sich mit den gigantischen Bauwerken aus dem Alten Reich beschäftigen. Tourismusminister Hisham Zazou betonte die Wichtigkeit dieser und anderer Forschungen auch für die Steigerung der Touristenzahlen.
Myonen in Lichtgeschwindigkeit
Sprecher der japanischen Delegation stellten ihr Forschungsvorhaben vor, bei dem Myonen gemessen werden sollen. Diese Elementarteilchen entstünden durch das Auftreffen kosmischer Strahlung auf Atomkerne der äußeren Erdatmosphäre. Die Myonen treffen mit annähernder Lichtgeschwindigkeit auf die Erde und durchdringen dort jegliche Materie. Mit geeigneten Detektoren könne man messen, wo diese Myonen auf mehr oder weniger „Widerstand“ gestoßen seien. Im Idealfall könne man so vielleicht bislang unentdeckte Kammern „orten“. Die Herstellung geeigneter hochsensitiver Detektoren – Gelpacks oder Szintillatoren – sei allerdings eine der Herausforderungen des Projekts, das in ähnlicher Form in Japan bereits zum Durchleuchten aktiver Vulkane und sogar in Fukushima eingesetzt wurde.
Pyramiden thermografisch kartografieren
Der kanadische Ansatz ist die Untersuchung der Pyramiden durch Infrarot-Thermografie. Hierbei werden Bilder der Bauwerke gemacht, auf denen die Temperaturunterschiede durch verschiedene Farben sichtbar werden. Da die Sonnenstrahlung die Pyramiden erwärmt, und diese dann die Wärme bis in die Nacht speichern, wolle man zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten jeweils Bilder aus allen vier Richtungen machen und so eine thermografische Karte jeder einzelnen Pyramide erstellen. Mit etwas Glück fände man Bereiche, in denen die Temperatur unterschiedlich sei, so dass man daraus vielleicht auf unterschiedliche Baumaterialien oder sogar auf Hohlräume schließem könne.
Drohnen für 3D-Modell
Die französische Firma Iconem schließlich will das Gizeh Plateau und die Dahschur-Pyramiden in einem 3D-Modell abbilden. Hierfür sollen flugzeugähnliche Drohnen selbständig sämtliche Bereiche überfliegen und dabei Techniken der Fotogrammetrie und der Laseruntersuchung verwenden. Das sehr feine Untersuchungsraster wird Details bis zu 5 cm herausarbeiten können. Zusätzlich werden Helikopterdrohnen gezielt auf bestimmte Stellen gelenkt werden, wo sie dann sehr dicht über den Strukturen arbeiten können.
Das HIP Institut hat einen Video-Teaser (siehe unten) herausgebracht, der die verschiedenen Untersuchungen kurz vorstellt und nicht mit großen Erwartungen geizt. 😉
Ich frag mich schon seit längerer Zeit warum nicht auch das Labyrinth unter dem Giza-Plateau schon längst mit selbstständigen Drohnen kartografiert wurde. Die Technik dafür steht ja längst, man müsste sie nur kombinieren. Drohnen, Laser-Maßstäbe, usw.
Drohnen können natürlich nur Bilder der Oberfläche machen, nicht „in den Boden hineinsehen“.
Aber wenn die neue Technik der Myonenmessung wie erhofft funktioniert, kann man sicher zu einem späteren Zeitpunkt auch den Bereich unter dem Plateau damit untersuchen. Man müsste dann nur die Myonen-Detektoren entsprechend tief genug in den Boden bringen.