Das englische Auktionshaus Bonham stoppte gestern eine pikante Auktion altägyptischer Objekte, die ausgerechnet von der gemeinnützigen Organisation St Louis Society beauftragt wurde. Der „Schatz von Harageh“, der gestern eigentlich unter den Auktionshammer kommen sollte, ist aus bisher unbekannten Gründen doch nicht versteigert worden*. Vielleicht war der Druck der Mutterorganisation, des Archäologischen Instituts von Amerika (AIA), die sich von der Aktion verständlicherweise wenig begeistert zeigte, doch zu groß geworden.
Legale Verkäufe fördern illegalen Handel
Die Auktion der Silberstücke und Alabastergefäße aus dem Mittleren Reich hatte unter den Archäologen viel Kritik hervorgerufen. Eine gemeinnützige Organisation, die auch noch mit dem Archäologischen Institut Amerika verbunden ist, darf keine archäologischen Schätze versteigern, so die Meinung vieler. Dr. Naunton von der Egypt Exploration Society London sagte in einem Statement, dass solche Auktionen sehr viel Geld einbringen würden und manchen Ägypter nur noch mehr dazu anstacheln würden, antike Objekte zu finden und sie zu verkaufen. Auf diese Weise fördern legale Verkäufe illegalen Handel, so Dr. Naunton.
„Dies sind keine Dinge, die man einfach anschauen kann.“
Dr Alice Stevenson vom Petrie Museum verurteilte die Auktion ebenfalls. Die Objekte seien 1914 unter der Bedingung, dass sie dort für die Öffentlichkeit ausgestellt werden, nach Amerika gebracht worden. Es sei inakzeptabel, sie an einen privaten Sammler zu veräußern. Stevenson betonte die Wichtigkeit des Schatzes von Harageh für das Studium der Archäologie: „Dies sind keine Dinge, die man einfach anschauen kann. Dies sind Objekte, die es Archäologen erlauben, von der Vergangenheit zu lernen. Wenn sie in privaten Hände landen, sind sie einfach weg“.
Bonhams weist Kritik zurück
Eine Sprecherin von Bonhams meinte, sie würden nur ihren Job as usual tun. Sie handeln im Aufrag ihres Klienten und hätten in den vergangenen Jahren schon für einige Institutionen in der ganzen Welt gearbeitet.
Anfragen blieben unbeantwortet
Anfragen an die St. Louis Society, warum sie die Objekte verkaufen und was sie mit dem Gewinn anfangen wollen, blieben unbeantwortet. Aus welchen Gründen die Auktion abgesagt wurde, bisher ebenfalls*.
Der geschätzte Wert des Schatzes von Harageh lag zwischen 80 – 120.000 Britischen Pfund.
Statue des Sekhemka – Museen in Northhampton aus der Museumsvereinigung Englands ausgeschlossen
Weniger Glück hatte die Statue des Sekhemka (wir berichteten mehrfach), die Mitte Juli im Auftrag des Museums in Northhampton für fast 16 Millionen Pfund versteigert wurde. Doch die Konsequenzen für das Museum folgten auf dem Fuß. Das Art Council (eine Kulturstiftung in England) hatte zwei Museen in Northhampton die Zulassung entzogen und diese Woche wurden sie auch noch aus Englands Museumsverbund ausgeschlossen. Dies ist dem Northampton Borough Council aber ziemlich gleichgültig und die Reaktion darauf klingt wie die eines trotzigen Kindes, dem aus seiner Spielzeugkiste ein Auto weggenommen wurde. Sie hätten eh schon ihre Mitgliedschaft gekündigt und auch kein Interesse daran wieder beizutreten, denn sie würden keinen Nutzen in einer Mitgliedschaft sehen, so ein Sprecher des Northampton Borough Council. Sie würden sich jetzt lieber erst mal auf die Zukunft und ihre „spannenden Pläne“ fokussieren, in die Erweiterung der beiden Museen zu investieren als in die merkwürdige Bürokratie einer Organisation, zu der sie eh nicht mehr gehören würden, so ein Sprecher.
Die Statue des Sekhemka befindet sich übrigens immer noch in England. Der anonyme Besitzer wartet noch auf die Zulassung, die Statue außer Landes zu führen. Für kulturelle Objekte die über 50 Jahre alt sind, muss erst eine individuelle Genehmigung eingeholt werden und die Save Sekhemka Action Group versucht gerade alles, diese zu blockieren und die Statue in England zu belassen.
* Nachtrag vom 05.10.2014: Wie das Al Tahrir News Network berichtet, hat das Metropolitan Museum New York den Schatz von Harageh gekauft und somit die Auktion gestoppt. Über den Preis wurde nichts bekannt. Damit wird der Schatz von Harageh im Blickfeld der Archäologen und der Öffentlichkeit bleiben. Eine gute Nachricht!
Quellen:
Al Tahrir News Network
Northhampton Herald Post