Gestern wurde die mit Spannung erwartete Ausstellung »TUTANKHAMUN: Treasures of the Golden Pharaoh« in der Londoner Saatchie Galerie für normale Besucher göffnet. Einen Tag vorher hatte die offizielle Eröffnung durch den Antikenminister Khaled el-Enany vor VIPs aus Politik und Gesellschaft und mehr als 400 Pressevertretern stattgefunden. Bis zum 3. Mai 2020 werden dort nun insgesamt 150 Stücke gezeigt, von denen 60 in dieser Ausstellung erstmals außerhalb von Ägypten zu sehen sind. Die Ausstellung war vorher bereits in Los Angeles und in Paris zu sehen, wo sie für Besucherrekorde sorgte. Und auch in London wurden schon vor der Eröffnung 130.000 Karten verkauft und die geplanten Öffnungszeiten verlängert.
In seiner Rede betonte der Antikenminister die große Anerkennung der Briten für altägyptische Stücke, seit ihr Landsmann Howard Carter 1922 den sensationellen Grabfund machte. Daneben lud er alle Briten nach Ägypten ein und betonte, dass der Bann für britische Flüge nach Sharm el-Sheik ja wieder aufgehoben wurde. Und im Übrigen würde auch in Sharm el-Sheik demnächst ein archäologisches Museum eröffnet werden.
Damit sprach er einen der Gründe an, warum Ägypten diese Wanderausstellung durchführt: Sie soll Werbung für das Land und vor allem für das neue »Grand Egyptian Museum» (GEM) machen, das Ende 2020 (Inschallah) eröffnet wird und dann sämtliche Stücke zu Tutanchamun unter einem Dach vereinen soll.
Diese Werbung hat der Tourismussektor in Ägypten auch bitter nötig, denn seit der Revolution 2011 im Rahmen des „Arabischen Frühlings“ und der danach sehr instabilen Sicherheitslage hat das Land dramatische Einbrüche der Touristenzahlen (und somit auch der Staatseinnahmen) erlebt. Die fantastischen Besucherzahlen dieser Ausstellung sollen das Loch wieder etwas auffüllen und so auch zur Finanzierung des GEM beitragen, dessen Kosten allerdings überwiegend bereits von Japan übernommen wurden.
Mit dabei bei dieser Ausstellungseröffnung war übrigens auch der „berühmteste Archäologe der Welt“, wie Zahi Hawass im eigenen Land gerne genannt wird. Und auch er hielt eine kleine Rede, in der er ankündigte, dass er weitere DNA-Tests an Tutanchamuns Mumie und anderen königlichen Mumien durchführen werde, die laut der »Egypt Today« beweisen werden, ob eine der beiden bekannten Mumien aus dem Tal der Könige [vermutlich meint er die „Elder Lady“ und „Younger Lady“ getauften Mumien aus dem Grab KV35] tatsächlich Nofretete sei. Weiter sagte Hawass laut der »Egypt Today« erneut, dass er nach den DNA-Tests im kommenden Jahr der ganzen Welt auch sagen werde, wie Tutanchamun wirklich starb (wir berichteten bereits). Ja, der Satz passt zu Zahi…
Das Script für seine Tut-Oper soll er angeblich auch schon fertiggestellt haben, während der Komponist wohl noch bis Ende des Jahres brauchen werde. Eine der wichtigsten Szenen darin sei aber jene, wenn Nofretete versuche, Tutanchamun umzubringen, um eine ihrer eigenen Töchter auf den Thron zu bringen, verriet er bereits. Doch zurück zu den weniger bunten Meldungen: Antikenminister el-Enany kündigte eine weitere große archäologische Entdeckung an, die in den nächsten Wochen bekannt gegeben werde. Wir sind gespannt!
Wie oben erwähnt, hat Japan einen Riesenanteil (angeblich $750 Mio.) an den Baukosten des GEM übernommen, daher ist es nicht verwunderlich, dass die große Tut-Ausstellung auch noch nach Japan gehen soll. Daneben soll die Ausstellung bis 2022 wohl auch noch in Australien, Kanada und Südkorea Station machen. Danach werden alle diese Stücke dann Teil der großen Tutanchamun-Ausstellung im GEM werden, wo alle ca. 5000 Artefakte, die im Zusammenhang mit Tutanchamun stehen, an einem Ort zusammengefasst werden. Kaum vorstellbar, welches Tempo die geführten Reisegruppen aus aller Welt anschlagen müssen, um in der vorgegebenen Zeit auch nur die Hälfte der Ausstellungsstücke „im Vorbeigehen“ sehen zu können.
Nach Deutschland wird die Ausstellung übrigens – Stand der Dinge jetzt – nicht kommen. Wer nicht bis zur Rückkehr der Ausstellungsstücke in das GEM im Jahr 2022 warten will, für den ist London also die dichteste Möglichkeit, sich einige der schönsten Stücke der Tut-Sammlung anzusehen.
Dieser Herr Hawass ist komplett peinlich! Ich mag diesen Selbstdarsteller weder hören noch sehen.