In dieser Woche jährte sich der Fund des (beinahe) ungeplünderten Grabes des jungen Königs Tutanchamun durch Howard Carter zum 98. Mal. Zwar gab es keine großen Feierlichkeiten, aber wer zufällig vor Ort war, der brauchte am 4. November für das Eintritts-Ticket nur die Hälfte zu bezahlen.
Wichtiger als diese Meldung ist aber der Stand der Restaurierungsarbeiten im Esna-Tempel, wo deutsche und ägyptische Restauratoren ein kleines Wunder vollbringen, indem sie die Farben der 2000 Jahre alten Reliefs und Inschriften wieder hervorholen.
Wer den Tempel – eigentlich steht davon nur noch der aus 24 Säulen bestehende Pronaos, die überdachte Vorhalle – schon einmal selbst besucht hat, der erinnert sich vermutlich neben der tiefen Lage unterhalb des Niveaus der heutigen Häuser vor allem an die vielen Vögel im Tempeldach, deren Kot überall auf den Säulen und an den Wänden zu sehen war und an die schwarze Schmutzschicht, die beinahe alle Reliefs überdeckte. Das Innere des Tempels war dadurch wenig beeindruckend. Umso erstaunlicher, was wir nun in der Veröffentlichung des Ministeriums auf den neuen Fotos sehen: saubere Reliefs und gut erhaltene Farben.
Seit 2018 arbeitet dort eine ägyptisch-deutsche Mission unter der Leitung des Tübinger Professors Christian Leitz. Sie entfernt die Schichten aus Fledermaus- und Vogelkot, Spinnennestern, Schmutz und Ruß und bringt die antiken Farben wieder zum Vorschein. Und das auf einem Niveau, das einen staunen lässt. Einige beeindruckende Vorher-Nachher-Bilder findet man auf der Projektseite der Uni Tübingen. Wer jetzt oder nach der Pandemie wieder einmal nach Luxor reist, sollte sich diesen Ausflug nach Esna also unbedingt gönnen!