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War Nofretetes Grab am Ende sogar ein Pharaonengrab?

Im ersten Teil unseres Berichts über das neue Papier von Nicholas Reeves mit dem Titel »The Tomb Of Tutankhamun (KV62): Supplementary Notes. (The Burial of Nefertiti? III)« hatten wir die fünf Animationen vorgestellt, die seine Theorie von Nofretetes Grab verbildlichen. In seinem Artikel gibt es aber noch zwei weitere Themen, die er behandelt: die Radarscans und den politischen Aufstieg Nofretetes, der seiner Meinung nach bis auf den Pharaonenthron führte – und zwar als Pharao Semenchkare. Diesen Ausführungen gilt nun unser zweiter Teil.

Radarscans und kein Ende

Wie wir schon mehrfach berichtet haben, hatte das Antikenministerium – zwei vorherige Radaruntersuchungen von einem japanischen und einem britischen Team waren zu gegensätzlichen Ergebnissen gekommen – die dritte Reihe von Radarscans, die ein italienisches Team unter der Leitung Francesco Porcellis durchführte, als letzte und endgültige Radaruntersuchung angekündigt. Und da Porcelli sich absolut sicher war, dass es hinter den Wänden von Tuts Grabkammer nur natürlichen Fels und nichts Menschengemachtes gab, hatten die ägyptischen Behörden Reeves‘ Theorie zu den Akten gelegt.

Schon in seinem 2. Papier hatte sich Reeves daher ausführlich mit den Radarscans auseinandergesetzt und einen unabhängigen Fachmann die Daten der ersten beiden Scanserien (die Daten der dritten Serie wurden von den Italienern nicht zur Verfügung gestellt) überprüfen lassen. Dieser George Ballard, ein britischer Geophysiker und laut Reeves einer der führenden Fachleute in der Nutzung von Radar und anderen Scantechniken zur Untersuchung historischer Gebäude, war zu der Überzeugung gekommen, dass die Daten sehr wohl zeigten, dass hinter der rechten Wandhälfte ein Gemisch aus unterschiedlichen Materialien vorliege, wie es bei aufgehäuftem Schutt der Fall wäre. Wer die Aussagen Ballards über die Scans noch einmal nachlesen möchte, kann das hier tun.

In der Luft zerrissen

Auch in seinem neuesten Papier befasst sich Nicholas Reeves erneut mit den Scans des italienischen Teams, die seiner Theorie ja fast den Todesstoß versetzt hatten. So übt er z.B. Kritik an der Untersuchungsmethodik: Die Italiener hätten die gleiche Technik und Software verwendet, wie das zuvor tätige britische Team, das gezielt nach Hohlräumen gescannt hatte. Diese Software sei mit einer Reihe von automatischen Filtern versehen, die „Störgeräusche“ herausfiltern und so ein klareres Bild von einem leeren Raum ergeben sollten. Ein leerer Raum sei aber nach dem 2. Scan der Briten gar nicht zu erwarten gewesen. Diese Filter, die beim Scannen aus einer unterirdischen Kammer heraus wegen der sich dabei ergebenden Reflexionen sicher sein müssen, hätten daher angepasst werden müssen, um Fels von Schutt besser unterscheiden zu können. Mit diesem Ziel hätten die Italiener aber gar nicht gescannt.

Das italienischen Radarteam bei der Arbeit. Foto: Antikenministerium Ägypten

Kritik übt Reeves auch daran, dass Porcelli schon vor seinen Radaruntersuchungen verkündet hatte, dass seine Scans mit 99%-iger Sicherheit ein belastbares Ergebnis bringen würden. Und das, obwohl zwei vorherige Scanteams mit durchaus namhaften Experten, sich widersprechende Ergebnisse erzielt hatten. Auch Porcellis Schlussfolgerung, dass es keine weiterführenden Kammern gebe, bemängelt Nicholas Reeves, denn dies sei kein wissenschaftliches Vorgehen. Das Fehlen eines Beweises (für eine Sache) sei nicht der Beweis für das Fehlen (dieser Sache)! Fünf von sieben inzwischen durchgeführten Scanprojekten, darunter auch ein thermografischer und ein geoelektrischer Scan (wir berichteten) hatten Anomalien hinter der Nordwand der Grabkammer oder im Grabumfeld gefunden. Nur zwei Radarteams hatten nichts gefunden – zumindest keine leeren Räume. In dieser Faktenlage von einem belastbaren oder gar endgültigen Ergebnis zu sprechen, hält Reeves für falsch.

Ebenfalls kritisch sieht Reeves die Weigerung Porcellis, seine Daten an andere Wissenschaftler herauszugeben. Und ganz besonders stört er sich daran, dass Porcelli betont habe, dass seine (Porcellis) Ergebnisse auf „good science“, also „guter Wissenschaft“ beruhten. Das impliziert natürlich, dass andere Forscher „wissenschaftlich schlecht“ gearbeitet hätten. Gemeint sind vermutlich jene, die zu einem anderen Ergebnis als Porcelli gekommen sind – ein No-Go in der Wissenschaft. Reeves drückt das in seinem Aufsatz nicht so drastisch aus, lässt aber im Prinzip kein gutes Haar an der Untersuchungsmethodik, dem Ergebnis und der Art des Auftretens von Porcelli.

Scan hinter die Nordwand. Standbild aus Animation 2. © Nicholas Reeves 2020. Layout und Animation © Peter Gremse ConzeptZone.de 2020

Da die italienischen Daten für eine erneute Untersuchung nicht herausgegeben werden, kann sich Reeves nur mit den Daten der ersten beiden (japanischen und britischen) Untersuchungen beschäftigen. Und die ergeben eben durchaus Hinweise auf Anomalien hinter der Nordwand der Grabkammer, wie der Grafiker Peter Gremse in Animation 2 ja auch herausgearbeitet hat.

Noftretetes Aufstieg

Dass Nofretete für Echnaton und am Hof Amarnas eine ganz besondere Stellung hatte, die über ihren Titel „Große Königliche Gemahlin“ hinausging, wird an vielen Darstellungen deutlich. So wird sie oft in gleicher Größe abgebildet wie der Pharao, steht bei Statuen auch auf seiner rechten Seite, statt „wie üblich“ auf der linken Seite, und ist dabei auch manchmal in derselben Schrittstellung dargestellt, wie der Pharao. Weiterhin gibt es Abbildungen von ihr beim Fahren mit dem Steitwagen oder dem symbolischen Erschlagen der Feinde und sogar einige, auf denen sie Kronen trägt, die eigentlich nur ein Pharao tragen durfte, wie z.B. die Atef-Krone.

Eine Namensänderung für jeden Karriereschritt?

Auch in der Schreibweise und den Änderungen ihres Namens sieht Reeves Hinweise für ihren Aufstieg. So trug sie zunächst nur den Namen Nofretete, zu dem sich irgendwann der Name Neferneferuaton gesellte. Dieser Name „Neferneferuaton Nofetete“ wurde noch in einer einzigen Kartusche geschrieben.

Hieroglyphen auf einem Holzkästchen im Grabschatz Tutanchamuns

Als Nofretete dann zur Co-Regentin ernannt wurde, kam ein weiterer Name hinzu: Anchcheperure bzw. manchmal auch Anchetcheperure, die weibliche Form. Der Name Nofretete wurde dafür aufgegeben, denn ein König hatte immer zwei Namen, die in zwei Kartuschen geschrieben wurden. Für Nofretete war kein Platz mehr. Der neue Name war „Anch(et)cheperure / Neferneferuaton“, geschrieben in zwei Kartuschen. Allerdings war hier noch stets ein Epitheton, ein Beiname, dabei, der die Verbindung der Mitregentin zu Echnaton zeigte und sie so legitimierte, z.B. „Neferneferuaton, geliebt von Waenre“ (ein weiterer Name Echnatons). Exakt diese Namen hatten wir erst kürzlich beschrieben, als wir über Tarek Tawfiks Forschung über ein kleines Holzkästchen aus dem Grabschatz des Tutanchamun berichteten, dessen Beschriftung auf dem Deckel 5 Namen aufzählte, von denen keiner zu Tutanchamun gehörte (siehe hier).

Nun hat die Einführung eines „Co-Regenten“ ja nur den einen Sinn, dass nach dem Ableben des alten Königs der Nachfolger bereits feststeht. Und als diese Situaton eintrat, wurde aus Nofretete, der Co-Regentin, der neue Pharao, glaubt Reeves. Und wieder kam ein neuer Name hinzu: Semenchkare-Djesercheperu. Und wieder blieb dafür ein älterer Name auf der Strecke, diesmal Neferneferuaton. Ab jetzt war sie Pharao mit dem Namen „Anchcheperure / Semenchkare-Djesercheperu“, ebenfalls in zwei Kartuschen geschrieben. Und ab sofort brauchte sie auch keinen Beinamen mehr, der auf Echnaton verwies, denn der war ja nun tot. Als Pharao wird dieser Name also stets ohne Epitheton geschrieben und auch nur noch in der männlichen Form.

Nach Reeves zeigt sich bei diesen Namensänderungen nun ein Muster: Bei jedem Schritt aufwärts auf der „Karriereleiter“, kam ein neuer Name hinzu und fiel ein alter dafür weg:

• Nofretete
• Neferneferuaton Nofretete
• Anch(et)cheperure Neferneferuaton (+ Beinamen)
• Anchcheperure Semenchkare-Djesercheperu

Liegt Nofretete noch im Grab KV 62?

Und diese stufenweise Entwicklung ihres Aufstiegs sieht Reeves auch in ihrem Grab, wie seine 4. Animation zeigt. Begonnen als einfaches, rechtsabknickendes Königinnengrab wurde es erweitert, als Nofretete zur Mitregentin aufstieg. Als sie schließlich als Pharao Semenchkare starb, wurde mitten im breiten Korridor eine tiefergelegte Brunnenkammer angelegt, deren Rückwand, hinter der der Korridor zur Grabkammer weiterging, mit der Mundöffnungszeremonie bemalt wurde.

Grabbeigaben, die Nofretete noch als Mitregentin zeigten und die teilweise auch ihre früheren Namen trugen (Neferneferuaton oder Anchetcheperure) sowie Grabbeigaben, die eindeutig für eine Frau gemacht waren, „passten“ nun nicht mehr für den verstorbenen Pharao Semenchkare. Er/sie bekam vermutlich neue Grabbeigaben, die eines Pharaos würdig waren, mit ins Grab gelegt, während die „alten“ Beigaben wohl in irgendeinen Lagerraum im Palastkomplex gebracht wurden. Nach Tutanchamuns Tod, dessen Begräbnis wohl unvermutet kam und ungewöhnlich schnell durchgezogen wurde (sogar die Farbe an den Wänden war vermutlich noch nicht getrocknet, als das Grab verschlossen wurde), wurden diese 10 Jahre alten Stücke wieder hervorgeholt, schnell für Tut umgearbeitet und dem jungen König mit ins Grab gegeben. Sogar seine berühmte goldene Totenmaske soll ja ursprünglich den Namen Anchcheperure getragen haben, wie Reeves schon 2015 argumentierte (wir berichteten).

Die Bedeutung der Mundöffnungszeremonie auf der Nordwand

Die Zeremonie der Mundöffnung wurde stets vom Nachfolger an seinem Vorgänger vorgenommen. Gab es (noch) keinen männlichen Nachfolger, dann konnte es auch mal der oberste Priester sein, der die Zeremonie durchführte, was aber hier sicher nicht der Fall war. Reeves hat zahlreiche Hinweise dafür geliefert, dass die Nordwand für Tutanchamuns Bestattung „umgemalt“ wurde (Phase 2). Seiner Meinung nach zeigte sie ursprünglich (in Phase 1) den jungen Tutanchamun, der seinem verstorbenen Vorgänger den Mund öffnete. Und dieser Vorgänger hat nun eine erstaunliche Ähnlichkeit mit Nofretete, wie die Überzeichnung der Gesichtskonturen in Peter Gremses Animation 3 eindrucksvoll belegt hat. Wenn diese frühere Bemalung also Tutanchamun und Nofretete zeigt, dann starb Nofretete als regierender Pharao, denn diese Zeremonie wäre nicht an einer Großen Königlichen Gemahlin oder einer Mit-Regentin durchgeführt worden. Und Nofretete muss dann auch die direkte Vorgängerin von Tutanchamun gewesen sein, denn sonst wäre ja ein anderer „Nachfolger“ in dieser Szene dargestellt worden.

Ursprüngliche Dekoration der Nordwand in Phase I (weiß = vermutlich, farbig = sicher). © Nicholas Reeves 2020. Layout und Animation © Peter Gremse ConzeptZone.de 2020

Wenn das aber so ist, dann kann die ursprüngliche Bemalung nichts mit Tuts Tod zu tun gehabt haben, sondern entstand etwa 10 Jahre vorher bei seinem Amtsantritt. Es gibt nur einen sinnvollen Platz für eine Mundöffnungszeremonie – und das ist im Grab des Verstorbenen, an dem diese Zeremonie durchgeführt wurde. Und als Verstorbene ist hier Nofretete dargestellt, wie Reeves Forschung gezeigt hat. Dies muss also das Grab der Nofretete sein.

Und diese Phase-I-Bemalung zeigt noch etwas Drittes! Da die beiden rechten Figuren dieser Mundöffnungszeremonie nach Tuts Tod zwar mit Gelb ummalt wurden, aber ansonsten unverändert blieben, ist seit Phase I – und das ist laut Reves der Zeitpunkt des Todes von Nofretete, die als regierender Pharao starb – die Wand an dieser Stelle nicht mehr geöffnet worden! Was immer vor Tuts Tod dahinter war, ist also noch immer dahinter!

WENN es also Nofretetes Grab war (und die Gesichtskonturen sprechen dafür) und WENN dieses Grab größer war und Tuts Grabkammer eigentlich die Brunnenkammer dieses größeren Grabes (und der tiefere Boden und die einseitige Phase-I-Bemalung sprechen dafür) und WENN diese Wand nach ihrer Phase-I-Bemalung nicht mehr göffnet wurde (und die unveränderte Darstellung der Mundöffnungs-Zeremonie spricht dafür), dann MUSS es hinter dieser Wand weitergehen! Ziemlich viele „wenns“…
Aber es fällt schwer, sich dieser Logik zu entziehen. Denn die Alternative wäre zu glauben, dass man für Tuts Grabgestaltung so in Eile war, dass den Künstlern grobe Fehler unterliefen: Manche Figuren wurden nach dem „veralteten“ Amarna-Raster gemalt, andere nach dem aktuell gültigen Raster, und „versehentlich“ erhielt Eje das Gesicht Tutanchamuns und der Verstorbene das Gesicht Nofretetes. Dennoch werden vermutlich Manche, ungeachtet aller vorgelegten Beweise, diese Gesichtsvergleiche als bloße Zufälle abtun, weil die in Gräbern dargestellten Ägypter ja doch „alle irgendwie gleich aussehen“… 😉

Fazit und Ausblick

Nicholas Reeves hat noch keinen endgültigen Beweis für seine gewagte Theorie, die einem archäologischen Erdbeben gleichkäme, wenn sie sich als wahr herausstellte. Aber die Argumentationsketten, die er seit 2015 mit immer weiteren Indizien füllt, werden immer dichter und somit schwerer zu widerlegen.

Zum Thema der Namens- und der Thronfolge rund um Nofretete kündigt Nicholas Reeves übrigens zwei weitere Veröffentlichungen an, von denen sich eine mit dem Graffito aus dem Grab des Pere beschäftigt, in welchem von einem Tempel des Anchcheperure (ohne Beinamen) die Rede ist – zu einer Zeit, als Neferneferuaton noch Mitregentin war. Die andere Veröffentlichung wird sich mit den umfangreichen Namensänderungen auf dem Goldthron Tutanchamuns befassen, von denen Reeves auf eine Regierungsfolge in der Amarna-Übergangszeit schließen will. Wir sind extrem gespannt!

12 Gedanken zu „War Nofretetes Grab am Ende sogar ein Pharaonengrab?“

  1. Vieles wird hier halt von Reeves als „belegt“ ausgewiesen, was sehr fragwürdig ist.
    Beispiel:
    Animation 3: Von der simplen, hastigen Grab Malerei auf die hoch detaillierte Büste eindeutig zu schliessen ist humbug. Das gibt die simple Malerei gar nicht mehr.

  2. In Bezug auf den Kastendeckel mit den fuenf verschiedenen Namen muss ich sagen, dass mir die von Tawfik aufgestellte Theorie, nach der alle drei Namen nach denen Echnatons zu derselben Person gehoeren, naemlich Meritaton, wesentlich besser gefaellt. Seine Beweisfuehrung mit dem Zusatz, der lediglich auf Meritaton’s Namen folgt, ist einfach stichhaltiger als was Reeves vorlegt, beinahe schon zwingend.
    Und noch etwas zu Namen: Ich finde das Argument, dass der Name „Nofretete“ aus Platzgruenden nicht in den Kartuschen von Neferneferuaton bzw. Anchcheperure erscheint wenig ueberzeugend. Zum einen nehmen die Hieroglyphen nun wirklich nicht viel Platz ein, zum anderen finden sich oft mehrere Namen innerhalb einer Kartusche, z.B. Nefercheperure Waenre oder Tutanchamun Heqaiunuschema. Was mir ebenfalls nicht in den Kopf will ist weshalb Nofretete ihren Geburtsnamen abgelegt haben solte, anstatt ihn neben ihrem Thronnamen weiterzufuehren, wie es z.B. Hatschepsut tat.

  3. Hallo

    Also ich denke Hatschepsut behielt ihren eigenen Namen, weil sie ja irgendwie in ihrer ganzen Zeit als Pharao, ja immer noch irgendwie auch Mit- Regentin Thutmosis III war.
    Hatschepsut war ja nie wirklich nur alleine Pharao.
    Auch denke ich war ihre Position durch die Priesterschaft des Amun-Re geduldet.
    Wenn man bedenkt das sie den Amun-Re Tempel weiter ausbaute und Amun-Re immer wieder als ihren göttlichen Vater genannt hat. So denke ich war das ein Geschäft zwischen ihr und der mächtigen Priesterschaft.
    Das sie Pharao sein konnte.
    Auch kannten die alten Ägypter ihre Könige ja eher unter ihrem zweiten Namen also bei Hatschepsut, Maat-ka-Re, oder bei Echnaton auch Nefer-cheperu-Re…..

    Bei Nofretete war es aber so das wenn sie Echnatons Co Regentin war ,sie ja nach seinem Tod alleine Herrschte.
    Auch denke ich, das sie wenn ihr Grab im Tal der Könige war, wieder Kontakt auch zu der dortigen Priesterschaft aufgenommen hat.
    Um politisch wieder in ruhigeres Fahrwasser nach der Herrschaft von Echnaton zu kommen. Eben deswegen war die politische Lage auch eher so das man Zugeständnisse machen musste. Eben das sie die letzten Hinweise auf Echnaton, halt seinen Beinamen Wa-en-Re abgelegt hat. Um damit quasi zu zeigen das mit ihrer alleinigen Herrschaft sie wieder an die Zustände vor Echnatons Herrschaft anknüpfen will.

    So wie später eben auch Tutanchamun und Achesenamun ihre Namen geändert haben um dann sogar Aton aus ihren Namen und somit die letzten Reste der Ära des Echnaton dem vergessen anheim fallen zu lassen.
    Auch traue ich es eher Nofretete zu das sie wirklich Echnaton nach gefolgt ist.
    Da ihr Name ja auch in einem Steinbruch gefunden wurde, war sie im Jahr 16 des Echnaton noch am Leben.
    So denke ich das an der Theorie von Nicolas Revees wirklich was dran ist. Bei seiner Chronologie des Aufstiegs von Nofretete und ihren Namensänderungen….

    Ich hoffe ihr versteht meine Gedanken.

    Die Armarna Zeit ist mir eh die leibste und so spannend und faszinierend wie ich finde….

    Viele Grüße

  4. Guten Abend,
    ich bin begeisterter Leser doch an einer stelle stellt sich mir eine frage:

    Ich finde es macht Sinn dass bei den Scans der Begräbnisszenen wand kein Hohlraum zu erkennen ist. Ein weiterführender zugeschütteter Korridor ist hier wohl die Erklärung. Jedoch bei den weiteren Kammern die Reeves vermutet (wand mit den Affen) finde ich es wenig schlüssig. Dort sollte doch meiner Meinung nach wie bei der anderen Schatzkammer gegenüber, auf den jeweiligen scans etwas zu erkennen sein. Ich vermisse den Bezug auf diese Wand bei den ganzen Scanergebnissen oder habe ich diese überlesen? Eine direkte Kammer wie sie in den Animationen gezeigt wird sollte doch auf den Skans zu sehen sein.

  5. Hallo Tim,
    Hirokatsu Watanabe hatte 2015 bei den ersten Scans unterschiedliche Materialien in der Westwand festgestellt, aber die zweite Untersuchung durch National Geographic 2016 konnte diese Ergebnisse nicht reproduzieren. Und die Daten der Italiener sind ja nicht freigegeben, aber deren eigene und auch die Schlussfolgerung der Behörden war anschließend, dass auch diese Scans nichts ergeben hätten.
    Nicholas Reeves meint, dass der Fokus der Teams immer auf der Nordwand lag und die Westwand immer etwas stiefmütterlich behandelt wurde, obwohl er stets darauf hingewiesen habe, dass man auch hier bitte ganz genau nachsehen sollte. Er bedauert jedenfalls, dass die veröffentlichte Datenlage zur Westwand recht dürftig ist.

  6. Wenn Nofretete / Semenchkare noch im Grab sein sollte, wem gehört dann der „Goldfolien“-Sarkophag, den Deutschland an Ägypten zurück gegeben hat?

  7. Hallo Thomas diese Goldfolien gehörten Echnaton. Gefunden in kv55. Quelle national geographic Geheimniss des Goldsarges.

  8. Der Thomas stellt die richtigen Fragen! Martin, auf den etwas reißerischen Artikel aus national geographic würde ich nicht so viel Gewicht legen. Herrn N. Reeves bewundere ich wegen seiner Hartnäckigkeit, seine Vorstellungen doch noch zu beweisen. Die Beweise zu den Personen sehe ich allerdings nicht in den sehr stilisierten Gesichtern, als eher in deren Haltung: Demnach ist der als Eje angenommene Mundöffner eindeutig in der Haltung Thutmosis-Amenhotep III-IV-Linie (Verwandtschaft) zu sehen-> entweder ist Eje ein Nachkomme in dieser Linie, dann steht aber tatsächlich nicht Tut-anch-amun vor ihm ODER es steht Tut-anch-amun (ohne Korrektur der Körperhaltung, nur der Kartusche) vor dem eigentlichen Grabinhaber, wie von Reeves vermutet.
    Ob und wo hinter den Wänden etwas ist, können wohl Radar-Analysen nicht entscheiden. Zu bedenken wäre auch: Es gab um die ZeiT von Tuts Tod etliche Erdbeben in der Gegend, vielleicht ist einfach das bereits fertige Grab zum Teil eingestürzt, man verbrachte den Schutt und hat Tut ob des unerwarteten Todes einfach in das nunmehr stark verkürzte Grab gelegt. Jeder Pharao hat am Beginn seiner Herrschaft als erstes sein Grab festgelegt und anlegen lassen! Die Frage ist nun: Weshalb sollte dies Tut in 10 Jahren Regentschaft versäumt haben? Er hat bereits Luxor-Tempel und anderes bauen lassen, auch als Hommage an seinen Großvater Amenhotep III, weshalb also kein Grab? Talfeste wird er ja gefeiert haben! Wahrscheinlicher ist allerdings , dass Eje ihn nicht in ’sein‘ Grab hat legen lassen, sondern Tuts Grab okupiert hat, nämlich das neben seinem Großvater, den er für bedeutend hielt. Eje war zu der Zeit schon so alt, dass er täglich mit seinem Ableben rechnen musste und in harter Konkurrenz zu Heremhab stand, so dass er seines Pharaonenthrons keinen Tag sicher war. Ich denke das war letztlich schon sein Grab, nur eben gestört.

  9. Also ich habe mir die Informationen und Details die Nicholas Reeves zusammengetragen hat mehrmals angesehen. Für mich gibt es da keinen Zweifel! Das Grab gehört einer Königin! Zumal Königinnen-Gräber immer nach rechts ausladen….. Proportionen und Maße deuten klar darauf hin, dass dieses Grab größer ist und hier sicher eine Königin begraben ist. Ich gehe sogar noch weiter……
    Nofretete starb vor Tutanchamun.
    Er starb später und wurde, weil alles in Eile geschehen musste, im Vorraum des Grabes von Nofretete bestattet. Hierzu wurde ihr Grab womöglich ein zweites Mal geöffnet, eine Wand eingezogen und hastig bemalt…..

    Es gibt sicher die Möglichkeit, ohne das Grab zu beschädigen, von der Seitenkammer aus eine Probebohrung zu machen. Das sollte kein Problem darstellen. Ich gehe davon aus, dass man diese Möglichkeit schon ins Auge gefasst hat und solch eine Bohrung in 2022 in Angriff nehmen wird. Im Dezember 2022 wird die Ausgrabung 100! Ein Grund dafür alles in die Wege zu leiten und auch ein Grund die gestohlene Büste von Königin Nofretete wieder nach Hause zu bringen! 2022 wird ein ereignisreiches Jahr!

  10. Die Büste der Nofretete wurde nicht gestohlen! Man kann natürlich darüber diskutieren, inwieweit es eine moralische Frage ist, ob auch Kunstgegenstände, die vor 100 Jahren legal das Land verließen, heute dennoch zurückgegeben werden sollten. Aber eine rechtliche Grundlage für eine Rückforderung gibt es nicht, sonst hätte Ägypten dies bei einem so herausragenden Artefakt schon längst gemacht (wenn man sieht, wie stolz sie jedes zurückgeführte Objekt in der ägyptischen Presse und den in sozialen Netzwerken feiern).

  11. Bezüglich dem Vorkommen von Grabbeigaben Nofretetes im Grab des Tutanchamun und der Regentschaft von Semenchkare bin ich in Howard Carters Buch „Tut-ench-Amun Ein ägyptisches Königsgrab“ (2. Band von 1927) auf folgende Beschreibung gestoßen:
    S. 136: „Das Leinentuch, das den unteren Teil der Mumie bedeckte, war mit reich ausgelegten goldenen Bändern geschmückt.“ Im nachfolgenden Text wird beschrieben, dass diese Bänder eindeutig mit dem Namen Tut-ench-Amun beschriftet sind.
    Auf der nächsten Seite 137 heißt es dann: „Diese Streifen begleitend und mit ihnen verbunden laufen an den Seiten der Mumie von den Schultern bis zu den Füßen festonartig Bänder herab, die aus schmalen, mit Einlagen geschmückten Goldplättchen bestehen und durch Perlenreihen zusammengehalten werden. Die Plättchen haben die Form der Symbole des Osiris und der Isis, von schlangenumwundenen Sonnenscheiben und von Namensringen des Königs. Nach ihrer Reinigung stellte sich heraus, dass sie teilweise der Grabausstattung des Sakere entstammen, denn einige von den Plättchen tragen auf der Rückseite den Spruch vom „Herzen“, in dem der Name Sakere vorkommt. Man kann ganz deutlich erkennen, dass der Name mehrfach nachträglich getilgt und geändert worden ist.
    Weiter zeigte sich nach der Reinigung der Verzierung, dass die Goldbänder wohl nach Maß gemacht waren, dass die Mumie aber größer wurde als man angenommen hatte. Man hat daher aus den Gehängen Teile herausgeschnitten und andere eingefügt, um sie der Mumie anzupassen.“

    Hieraus ließen sich einige interessante Erkenntnisse gewinnen, falls mit Sakere tatsächlich Semenchkare gemeint sein sollte: Semenchkare´s Mumie wurde – so viel ich weiß – nicht gefunden, und wenn diese Bänder tatsächlich aus seiner Grabausstattung stammten, dann würde dies bedeuten, dass er deutlich kleiner als Tutanchamun war, den der Anatom Douglas E. Derry auf Seite 202 auf 1,68 m schätzte. Damit erhöht sich natürlich auch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich bei Semnechkare um eine Frau gehandelt haben könnte – also um Nofretete.

    Dr. Paul Höfer

  12. Hallo
    Wie viele hier finde ich es spannend Theorien zu vergleichen, was nicht alles im „Alten Aegypten“ so gewesen ist. Da hat sicher Hr. Reeves einiges dazu beigetragen, wobei ich auch glaube, dass er gerne sehr großzügig Daten für seine Theorien auslegt.
    Was mich aber immer schon faziniert hat ist, dass man Theorien nur oft genug wiederholen muss um daraus eine „wissenschaftlich belegte Tatsache“ zu kreieren. Als Bautechniker lernt man ja, Angaben/Ergebnisse zu hinterfragen, da dachte ich mir ich nehme mal so eine Aussage (die ich schon öfters gelesen und gehört habe) und schaue mit meinen bescheidenen Mitteln, ob diese stimmen kann.
    Die Aussage lautet: „….zumal Königinnen-Gräber immer nach rechts ausladen…“ und ich denke selbst Reeves bezieht sich darauf. Da ich von keiner Baufibel aus dem „Neuen Reich“ gehört habe (welche sagt rechts Maderl – links Buberl), habe ich mit dem „Theban Mapping Projekt“ (die das schön und hoffentlich richtig darstellen) und ein paar Büchern in meinem Besitz kurz angeschaut, wie dies so ausschaut.
    Also die Eckdaten sind 63+2 (Grab-)kammern im Tal der Könige; 1-63KV und Kammern A+F. Ich habe geschaut, wo die Gänge einen eindeutigen Knick vorweisen, wem die Anlagen zugeordnet werden und wer davon weiblich war. Oft ist kein ersichtlicher Gang feststellbar, dann war es nur Grabkammer, immerhin 25 Anlagen.
    So nun doch das für mich überraschende Resultat: 31 Anlagen habe nur gerade Gänge + 25 nur Grabkammern. Das sind schon mal gute 86% der Anlagen!
    Nur 9 Anlagen, 8 Anlagen der 18. Dynastie und 1 Anlage der 19. Dynastie hatten einen eindeutigen Knick oder Bogen.
    6 (9,2%) Anlagen mit Linksknick zugeordnet 5 Pharaonen der 18. Dynastie und einer Königin (KV42) der 18. Dynastie!
    Rechtsknick: KV 7 Ramses II – 19. Dynastie + KV 20 Tuthmosis I und Hatschepsut sowie KV 62 Tutanchamun (beide Anlagen 18. Dynastie) zusammen 4,6% der Anlagen.
    Als Techniker würde ich klar sagen, dass es keine geschlechtliche Zuordnung aufgrund des Knickes der Gänge gibt. Und ja ich weiß es gibt auch das Tal der Königinnen. Aber das liegt woanders (wie da auch immer die Verteilung der Knicks ausschaut) und lässt daher auch nicht diese Folgerung zwangsläufig zu. Ergänzend sind nur 4! Grabanlagen im Tal der Könige Königinnen zugeordnet. Und ausschließlich bei Hatschepsut gibt es einen Rechtsbogen. Doch diese Anlage hat ihr Vater, Thutmosis I, errichtet.
    Hoffe dies finden außer mir noch andere interessant, sonst einfach als unnütze Statistik vergessen 😉

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