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Tutanchamun doch in Nofretetes Grab? Neue Beweise und bewegte Bilder

Nach drei unterschiedlichen Radarscans sollte Schluss sein. Nun sei es sicher, hatte Francesco Porcelli, Leiter des dritten Radarteams, 2018 verkündet: Es gäbe keine geheimen Kammern hinter den Wänden von Tutanchamuns Grab! Das Antikenministerium zog daraufhin einen Strich unter die Theorie des britischen Ägyptologen Nicholas Reeves, nach der das Grab des Tutanchamun in das größere Grab der Nofretete hineingebaut wurde und es daher hinter Tuts Grabkammer einen weiterführenden Korridor zu Nofretetes Grab geben müsste. Schluss mit allen Untersuchungen innerhalb der Grabkammer, befand das Ministerium. Nicholas Reeves aber gibt nicht auf – er stellt nun bereits sein drittes wissenschaftliches Papier vor, in dem er weitere Fakten und Indizien zusammenträgt, die seine These unterstützen.

Bereits 2019 hatte Reeves ein zweites Papier herausgebracht, das aber – nur 1 Jahr nach den klaren Aussagen des italienischen Radarteams und des Antikenministeriums – nur noch in der Fachwelt beachtet wurde (und auch von uns). Nun erschien seine dritte Arbeit unter dem Titel »The Tomb Of Tutankhamun (KV 62): Supplementary Notes. (The Burial Of Nefertiti? III)«. Unabsichtlich oder gezielt spricht er diesmal ein größeres Publikum als nur Fachkollegen an, da er begleitend zu seinem wissenschaftlichen Text nun auch fünf Videos veröffentlicht, die Jedermann auf Youtube ansehen kann und die seine Theorie bildlich erklären. Die Videos entstanden in Zusammenarbeit mit Peter Gremse vom deutschen Büro für Kommunikationsdesign „ConzeptZone“. Sie verdeutlichen Reeves‘ Theorie nicht nur mit leicht verständlichen Animationen, sondern haben durch die unerwarteten Ergebnisse der Umzeichnung der Gesichtskonturen auch neue Erkenntnisse gebracht darüber, wie die ursprüngliche Bemalung der Nordwand nach Nicholas Reeves einmal aussah. Durch diese Videos werden Reeves‘ Argumente eine größere Verbreitung erfahren, als durch seine wissenschaftlichen Aufsätze allein. Und das wird den Druck auf die ägyptischen Behörden vermutlich wieder erhöhen, doch weitere Untersuchungen zu genehmigen. Inschallah!

Wir werden dieses dritte Papier von Nicholas Reeeves, immerhin 48 Seiten lang, hier in zwei Teilen besprechen. In diesem Teil 1 stellen wir seine 5 Animationen vor:

Animation 1: Die Theorie zusammengefasst

KV62 The Theory Summarized (3:26 min)

Dieses Video beginnt mit dem Zustand des Grabes vor dem Fund durch Howard Carter 1922. Die Gänge waren mit Schutt aufgefüllt, alle Durchgänge zu anderen Korridoren oder Kammern durch Mauern oder mit Steinen verschlossen. Nur den Durchgang von der Grabkammer in die Schatzkammer hatte Carter offen vorgefunden.

Gezeigt wird, was Carter und sein Team alles beiseite räumen mussten, um in die Grabkammer zu gelangen. Dort stellt die Animation dann die drei Durchbrüche vor, für die Nicholas Reeves in den hochauflösenden Bildern von Factum Arte (= die spanische Firma, die das Faksimile von Tuts Grab erstellte) Hinweise gefunden hat. Auf diese Hinweise wird dann erst im zweiten Video eingegangen. Hier werden zunächst nur der Ort und die Größe der vermuteten Durchgänge gezeigt.

Der mutmaßliche Durchbruch in der Nordwand (= die „Rückwand“ der Grabkammer) hat außen exakt die gleiche Größe, wie jener, der zwischen Vorkammer und Grabkammer von Carter vorgefunden und „abgeräumt“ wurde. Genau so breit, wie diese Durchbrüche, war der ursprüngliche Korridor, bevor dieser später nach links zur einer Kammer erweitert wurde. Vor dieser Grabkammer des Tutanchamun nennen wir diesen Korridor heute „Vorkammer“. Hinter der Grabkammer müsste sich dieser breite Korridor laut Reeves aber fortsetzen (hellgelb markiert, siehe Bild unten). Die kleineren, in den beiden Korridormauern liegenden „Servicetüren“, wie Reeves sie nennt, waren allerdings unterschiedlich groß. Die waren ja auch in unterschiedlichen Zeiten errichtet und genutzt worden: Die Wand zwischen Vorkammer und Grabkammer wurde beim Tod von Tutanchamun errichtet, die von der Grabkammer zu dem vermuteten weiteren Korridor aber bereits eine Dekade früher, als Nofretete (inzwischen zu Pharao Semenchkare aufgestiegen) verstorben war.

Der zweite, von Reeves vermutete und in der Westwand liegende Durchbruch soll evtl. zu einem Lagerraum führen (gelb markiert). Da Königsgräber in der 18. Dynastie aber eigentlich immer vier Lagerräume hatten, könnte theoretisch auch in der Südwand noch ein weiterer Durchbruch sein, vermutet Reeves. Diesen hat er daher in dieser Animation lila markiert. Am Ende zeigt eine Aufsicht von oben, wie das Grablayout nach Reeves‘ Meinung aussehen könnte.

Standbild aus Animation 1. © Nicholas Reeves 2020. Layout und Animation © Peter Gremse ConzeptZone.de 2020

Animation 2: Versteckte Durchbrüche

KV62 Hidden Doorways (9:25 m)

Hier werden die Hinweise gezeigt, die Reeves für die Durchbrüche in den Wänden entdeckte: senkrechte Linien und unterschiedliche Wandoberflächen im rechten und linken Wandteil. Eine Wärmebilduntersuchung hatte diese Befunde bekräftigt und die erste Scanreihe des japanischen Teams unter Hirokatsu Watanabe hatte genau hier, im Gestein hinter der Nordwand, eine korrespondierende, in den Fels hineingehende Linie gefunden, an der sich die Scans rechts davon von denen links davon deutlich unterschieden; als wäre hinter der rechten Wandhälfte ein weniger dichtes Material als hinter der linken. Auch den unterschiedlichen Schimmelbefall der rechten und linken Wandhälfte zieht Reeves in dieser Animation als Argument heran, das für eine unterschiedliche Dichte des dahinter liegenden Materials sprechen könnte. Und schließlich hatte mit George Ballard auch ein unabhängiger Radarexperte schon 2019 festgestellt, dass er in den Scandaten durchaus Hinweise darauf erkennen könne, dass der rechte Teil der Wand nicht natürlicher Fels ist, sondern künstlich geschaffen worden sei.

Standbild aus Animation 2. © Nicholas Reeves 2020. Layout und Animation © Peter Gremse ConzeptZone.de 2020

Danach zeigt er auf, dass die Gesichter auf den Wänden unterschiedliche Höhen haben. Links vom Durchbruch sind die Gesichter auf einer höheren Linie, als im Bereich des kleinen Durchbruchs. Seiner Meinung nach könnte das daran liegen, dass im Bereich des Durchgangs die Figuren erst am Ende, nach Verschließen dieses Durchgangs, gemalt werden konnten. Und da stellte man plötzlich fest, dass die Breite des verbleibenden Platzes nicht ganz ausreichte, um die Figuren in gleicher Größe zu zeichnen. Sie mussten daher auch in der Höhe etwas „kleiner“ bleiben, um die Proportionen zu wahren.

Auch auf Unterschiede im Putz weist die Animation hin. Der Mörtel, mit dem die kleineren „Servicetüren“ verputzt wurden, war etwas rauer als der übliche Wandputz. Dieser „raue“ Putz war auch an den anderen Durchbrüchen verwendet worden, wie Fotos aus der Zeit Carters zeigen. Der vermutete Durchgang in der Westwand hat übrigens exakt die gleiche Größe, wie der Durchbruch zum Annex, also der kleinen Kammer, die von der Vorkammer abgeht. Nach Reeves‘ Meinung beweist das, dass diese beiden Durchgänge zur gleichen Zeit (vermutlich zum Begräbnis von Tutanchamun) geschaffen wurden.

Schließlich wird noch auf die „magischen Nischen“ eingegangen, die in allen Wänden der Grabkammer vorhanden sind. Sie liegen alle ungefähr auf der gleichen Höhe, nur die Nische der Südwand liegt ungewöhnlich hoch. Man wollte sie wohl genau gegenüber der Nische in der Nordwand anbringen, musste aber, vielleicht wegen des vermuteten weiteren Durchbruchs, etwas nach oben ausweichen, vermutet Reeves. Wenn es diesen weiteren Durchbruch tatsächlich gibt, führt er wohl zu dem vierten Lagerraum, den es in den Königsgräbern dieser Zeit meist gab.

Animation 3: Wer ist auf der Nordwand dargestellt?

KV62 Whose Tomb? (12:54 min)

In diesem längsten Video werden die Gesichter der sieben Personen auf der Nordwand untersucht. Hierzu werden jeweils die kennzeichnenden Merkmale der Gesichter – in der Regel die Form des Kinns und der Nase – mit einer gelben Linie nachgezogen. Danach wird zunächst eine andere bekannte Abbildung der angeblich dargestellten Person – z.B. die berühmte Grab-Statuette Tutanchamuns mit ihrem sehr fein herausgearbeiteten Gesicht, eine Grabbeigabe des Generals Min-Nacht – darübergelegt und dann dieses Gesicht mit einer blauen Linie nachgezeichnet. Anschließend kann man die beiden Gesichtskonturen vergleichen und entscheiden, wo es Abweichungen oder Übereinstimmungen gibt. Danach wird eine Abbildung derjenigen Person, die Reeves in der gemalten Figur vermutet, darübergelegt und deren Gesicht ebenfalls nachgezeichnet. Die anschließend sichtbaren, unterschiedlichen Gesichtskonturen sind frappierend und beweisen, dass Reeves‘ Vorschläge deutlich besser passen als die bisherigen Identifikationen.

Standbild aus Animation 3. © Nicholas Reeves 2020. Layout und Animation © Peter Gremse ConzeptZone.de 2020

Dabei geht Reeves davon aus, dass die antiken Künstler des Neuen Reiches die königlichen Abbildungen zwar idealisiert und standardisiert darstellten, dass sie aber für jede Person auch immer ein oder mehrere ganz persönliche Merkmale einarbeiteten, die dann stets bei allen Abbildungen dieser Person (Statuen, Figuren, Malereien) verwendet wurden – ähnlich wie bei einer Karikatur –, so dass man letztlich die dargestellt Person an diesen speziellen Details „erkennen“ konnte. Bei Nofretete ist ein solches Merkmal die senkrechte Falte am Mundwinkel, die bei all ihren Abbildungen immer vorhanden ist. Tritt diese Falte zusammen mit dem flachen Unterkinn und der gerade Nase auf, handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Darstellung von Nofretete, glaubt Reeves. Es benötigt hier aber gar keinen „Glauben“ oder ein mühsames Sammeln von Indizien – hier wird 1:1 ein Gesicht der Nordwand mit einer berühmten Darstellung einer antiken Persönlichkeit, z.B. der Büste der Nofretete, übereinandergelegt und nachgezeichnet. Die verwendeten Gesichter wurden dabei nicht verfremdet, „gephotoshoppt“ oder sonst irgendwie verändert. Sie wurden einfach nur auf die gleiche Größe skaliert und übereinandergelegt, betont Grafiker Peter Gremse, der diese „Überzeichnungsmethode“ durchführte. Die Ergebnisse sprechen für sich selbst. Die Videos kommen daher auch ohne Ton aus – zum Staunen braucht man keinen Kommentar!

In einem Fall führt dieses Vorgehen dazu, dass sich Reeves selbst korrigieren muss. Hatte er noch in seinem 2. Papier das Gesicht der 3. Figur der Nordwand als Tutanchamun angesehen, so stellt sich jetzt heraus, dass eigentlich nur das Kinn im „Tutanchamun-Stil“ gemalt ist, der Rest des Gesichts gleicht eher dem von Nofretete! Reeves erklärt dies damit, dass bei dieser Figur (ursprünglich Nofretete) ja eine Übermalung des Oberkörpers (zu Tutanchamun) erfolgte (näher erklärt in unserem Bericht über Reeves‘ 2. Papier). Diese Neubemalung folgte dem damals üblichen 18-Feld-Raster, das in der Nach-Amarna-Zeit als „Malhilfe“ verwendet wurde. 10 Jahre vorher, als Nofretete starb, hatte man deren Körper und Gesicht aber noch nach dem kleineren 20-Feld-Raster angefertigt. Zwischen Kopf und neuem Körper blieb nach der Oberkörperkorrektur nun zu viel Platz – der Hals hätte dadurch unnormal lang ausgesehen. Dies „vertuschten“ die Künstler dadurch, dass sie dem Gesicht einfach ein etwas tiefer liegendes Kinn verpassten, wodurch der Hals dann kürzer wurde. Und dieses Kinn wurde dann natürlich ein „Tutanchamun-Kinn“, das seitdem hier unter Nofretetes Mund und Nase sitzt, glaubt Nicholas Reeves seit der Anwendung dieser neuen Technik.

Anhand der neuen Erkenntnisse rekonstruierte der Grafiker Peter Gremse dann die Umrisse der ursprünglichen Figuren dieser Wand. So sehen wir in dieser und der Animation 2 erstmals eine teilkolorierte Ansicht der Nordwand, wie sie laut Nicholas Reeves in Phase I, also bei Nofretetes Bestattung (und seiner Meinung nach starb sie als vollwertiger Pharao Semenchkare) dekoriert war.

Ursprüngliche Dekoration der Nordwand in Phase I. © Nicholas Reeves 2020. Layout und Animation © Peter Gremse ConzeptZone.de 2020

Farblos dargestellt sind in dem Bild die übermalten Wandstellen, bei denen man ja nur annäherungsweise sagen kann, wie die Kleidung oder die Frisur vermutlich waren. Farbig sind die Bereiche, die von Phase I (Nofretetes Tod) zu Phase II (Tuts Tod) unverändert blieben. Nur die beiden Kartuschen oben rechts, mit Tutanchamuns Namen darin, wurden noch verändert, da in Phase II dort Ejes Namen eingesetzt wurden. Dass die beiden Kartuschen hier nicht farblos sondern farbig gezeichnet sind – und farbig sind hier ja eigentlich nur die Stellen, von denen Reeves sicher ist, dass sie in Phase I auch bereits genau so da waren – liegt an der Hieroglyphe des Schilfblattes, das in der rechten Kartusche noch schemenhaft zu erkennen ist. Als in Phase II Ejes Name über den von Tutanchamun gemalt wurde, hatte die weiße Grundierung diesen Namensteil von Tut nicht vollständig abgedeckt. Auch dies hatte Reeves bereits im letzten Jahr beschrieben, es wird in dieser Animation nun aber für alle deutlich sichtbar.

Animation 4: Der immer weiter entwickelte Grabplan

KV62 The Evolving Plan (3:00 min)

Diese Animation zeigt, wie sich nach Reeves‘ Meinung das Grab KV62 immer weiter entwickelte. Es begann mit einem rechtsabknickenden Korridor, wie alle Königinnengräber. Als Nofretete zur Co-Regentin aufstieg (Neferneferuaton), wurde der Korridor erweitert, um später die nötigen Grabschreine transportieren zu können. Als sie nach Echnatons Tod dann unter dem Namen Semenchkare zu voller Pharaonenmacht aufgestiegen war, wurde mitten im abgeknickten Korridor die königliche Brunnenkammer (die heutige Grabkammer) angelegt und der linke Teil der heutigen Nordwand schon einmal bemalt. Nach Neofretetes Bestattung wurde der Zugang zum weiterführenden Korridor dann verschlossen und auch der rechte Teil dieser Wand bemalt mit der Mundöffnungszeremonie, die Tutanchamun an seinem verstorbenen Vorgänger Semenchkare vollzog.

In einem kurzen Intermezzo geht Reeves auf die Scanergebnisse von Terravision ein, die 2019/20 eine Anomalie fanden, die parallel zum abfallenden Eingangskorridor von Tutanchamuns Grab verläuft (wir berichteten). Das Scanteam vermutete, dass diese Anomalie wohl nichts mit Tuts Grab zu tun hat. Aber warum verläuft sie dann exakt parallel dazu?

Im Rest der Animation wird dann aufgezeigt, wie eine Dekade später für Tuts Grab dann zwei Räume „angebaut“ wurden und welche möglichen weiteren Räume Reeves vermutet.

Animation 5: Howard Carters „Untersuchungen“

KV62 HC’s Investigations (1:21 min)

Das in dieser letzten Animation Gezeigte hatte Reeves bereits in seinem 2. Papier genau ausgeführt. Es geht um den ca. 1 qm großen Bereich in der unteren Hälfte von Figur 5, der nachweislich nach der Entdeckung des Grabes und vermutlich durch Howard Carter selbst, neu bemalt wurde. In dieser Animation kann man wunderschön die „neuen“ Kniescheiben sehen, die Howard Carter Tutanchamun verpasste, sowie die wundersame Vermehrung von Streifen und Schimmelflecken. Wer zu diesem unglaublichen Vorgang noch weitere Informationen braucht, findet sie hier im Abschnitt »Die bisher unbekannte „moderne Restaurierung“«.

Hier endet Teil 1 unseres Berichts über das neue, dritte Papier von Nicholas Reeves, in welchem er neue Fakten für seine Theorie vorlegt. Für ihn ist es noch lange nicht bewiesen, dass es hinter den Wänden der Grabkammer Tutanchamuns wirklich nichts mehr zu entdecken gibt.
Unser Teil 2, der sich mit weiteren Fakten aus dieser wissenschaftlichen Veröffentlichung befasst, die in den Animationen nicht vorkommen, z.B. mit Nofretetes Wandlung zu Semenchkare oder mit den negativen Radarscans des italienischen Teams, wird in Kürze folgen.

Wir bedanken uns bei Nicholas Reeves und Peter Gremse für die Beantwortung unserer Fragen und die Erlaubnis, Bilder aus den Animationen mit unserem Bericht verwenden zu dürfen. Wir hoffen, dass die Visualisierung der Fakten in diesen fünf Animationen die ägyptischen Behörden davon überzeugen werden, dass weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen. Nicholas Reeves jedenfalls wird sicher nicht aufgeben, bis es so weit ist. Nicht umsonst hat er seinem dritten Papier ein Zitat des englischen Schriftstellers Alan Alexander Milne vorangestellt: „Wenn die Person, mit der Du redest, nicht zuzuhören scheint, sei geduldig. Es könnte einfach sein, dass er eine kleine Fluse im Ohr hat.“ (aus Winnie-the-Pooh). Und wer mit dem Antikenministerium zu tun hat, muss oftmals sehr geduldig sein…

13 Gedanken zu „Tutanchamun doch in Nofretetes Grab? Neue Beweise und bewegte Bilder“

  1. Erst einmal vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag. Die Animationen sind wirklich faszinierend, und vieles klingt durchaus plausibel. Dennoch habe ich ein grundsätzliches Problem, und zwar betrifft dies Reeves‘ Annahme, dass das Grab bereits zu der Zeit, als Nofretete „nur“ Königin war, begonnen worden sein soll. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Echnaton (der zu diesm Zeitpunkt ja noch lebte) ihr den Bau eines Grabes im heutigen Tal der Könige genehmigt haben soll. Dieser Ort (mit dem antiken Waset auf dem Ostufer) war untrennbar mit dem ihm so verhassten Gott Amun verbunden. Außerdem hat er ja selbst auf den Grenzstellen von Achetaton verkündet, dass er selbst, Nofrete sowie Meritaton auf jeden Fall in Achetaton zu bestatten seien, selbst wenn einer von ihnen an einem anderen Ort versterben sollte. Und wie wir wissen, wurde Echnaton im weiteren Verlauf seiner Regierung nicht etwa toleranter, eher im Gegenteil. Man denke nur and die spätere Fassung der Namen des Aton, bei der sogar die Namen der Götter Horachte und Schu aus den Kartuschen weichen mussten, oder an die Zerstörung der Monumente Amuns und anderer Götter, die ebenfalls zu einem späteren Zeitpunkt erst so richtig losging. Und heimlich würde der Bau von Nofretetes Grab wohl kaum vonstatten gegangen sein. Wenn doch, hätte Nofretete wohl befürchten müssen, jederzeit entdeckt zu werden, mit möglicherweise katastrophalen Folgen.
    Wäre es euch vielleicht möglich, diesen Einwand an Dr Reeves weiterzuleiten? Ihr scheint einen recht guten Draht zu ihm zu haben, und es würde mich brennend interessieren, was er dazu zu sagen hat.

  2. Die Detektivarbeit von Reeves ist wirklich bemerkenswert. Mein größter Respekt!
    Vielleicht kann ich noch einen kleinen Aspekt zur Unterstützung beitragen, den ich bei seiner Beweisführung vermisse: Eines der wohl männlichsten Charakteristika in der Halsregion ist der Kehlkopf. Gerade im Profil zeigt sich dieser durch eine nach vorne gerichtete Ausbeulung, deutlich sichtbar im Übergangsbereich Unterkiefer zum Hals bei Tutanchamun verglichen mit der Profillinie von Nofretete, die ein klassisches, glattes weibliches Halsprofil zeigt

  3. Hallo Monika Mangal: Echnatons erste 5-6 Regierungsjahre fanden ja noch in Waset/Theben statt. In dieser Zeit wurde mit dem Bau für Nofretetes Grab begonnen, glaubt Dr. Reeves.

  4. Das würde aber heißen, dass die Arbeiten ab den 5. Regierungsjahr (dem Jahr von Echnatons erster Proklamation von Achetaton) eingestellt und vermutlich erst nach dessen Ableben wieder aufgenommen wurden. Echnaton, seine Mutter Teje und einige seiner Töchter wurden schließlich alle in Achetaton bestattet. Hierzu würde vielleicht die These passen, dass die in seinem königlichen Grab begonnene aber unvollendet gebliebene Seitenkammer für Nofrete bestimmt war.

  5. Hallo , tja und wenn es doch eine weitere Kammer gibt ?
    dann werden wir das wohl nie erfahren ! wie Schade …

    Viele gesundbleibende Grüße
    Bernd Knape

  6. Das Grab war vielleicht für Nofrete, wurde aber mitsamt einem grossem Teil der Ausstattung (dafür gibt es viele Belege) für Tut zweckentfremdet.

    Die Riege um Eje würde es nie zulassen einem der beiden Staatsverbrecher eine ordentlich Grabstätte zu gönnen. Das heisst Kammern gibt es vielleicht die sind aber leer, mit Abraumschutt oder Einbalsamierungs Resten gefüllt.

    Will heissen das Grab der Nofrete wurde gleich nach dem Tod des Tut Anch Amun von Eje geplündert und für Tut verwendet, der ja die alten Götter wieder herstellte.

  7. Was ich faszinierend finde, ist, dass wir ja wahrscheinlich Nofretetes Mumie bereits haben, wie Michael Habicht in einem schmalen Band sehr gut zusammengefasst hat (die sogenannte Younger Lady, die auch die genetische Mutter von Tutanchamun war, laut den – allerdings nicht durch Zweitproben verifizierten – Ergebnissen der genetischen Analysen von 2010, siehe – M. Habicht: Nofretete und Echnaton: Das Geheimnis der Amarna-Mumien, 2011). Daher spricht meiner Ansicht nach einiges für die Theorie, dass Tutanchamun vielleicht tatsächlich im Grab seiner Mutter bestattet wurde – und sehr vieles vom Inventar wiederverwendet wurde. Diese Sichtweise braucht keine verborgenen Kammern, ist nicht unplausibel und übrigens im englischen Sprachraum weiter verbreitet als bei uns.

  8. Hierbei darf man jedoch nicht vergessen, dass die Jagd auf Nofretete weitergeht, und zwar gerade auch mit Hilfe neuer Genanalysen. Bevorzugte Kandidatin ist wohl die als KV 21B bezeichnete Mumie.

  9. Nebenbei bemerkt sollte es einem doch zu denken geben, weshalb Nofretetes Mumie nicht in ihrem (in aller Wahrscheinlichkeit intaktem) Grab ruhen sollte.

  10. hallo
    Ich glaube mit der Thronreihenfolge hat Reeves, wie andere Ägyptologen, recht.
    Von Nefertiti-zu Neferneferuaten Nefertiti als GKG (grosskönigliche Gemahlin),
    Dann als Coregentin Neferneferuaton Ankhcheperura und als Solo Pahraonin Smenkhkara Ankhcheperura.

    Obwohl auch anzumerken ist das,
    Der Name Neferneferuaton auch der Eigenname einer Tochter Echnatons und Nefertitis ist.
    Was darauf hindeuten kann das der Name Neferneferuaton nicht unbedingt nur auf Nefertiti schliessen lässt,
    sondern das dieser Name mehrmals vergeben wurde.

    Vielleicht für uns eine unbekannte Personen,vielleicht auch männlichen Geschlechts.
    Ein guter Name für einen möglichen grossen Bruders Tutankhamun.
    Wovon ich aber nicht ausgehe.
    Meiner Meinung nach ist die Erbfolgentheorie, von anderen und Nicholas Reeves,
    bis jetzt die Beste.

    Eine andere Tochter heisst Neferneferure.
    Diesen Namen Neferneferure finde ich interressant weil er, auch wie setenpenre,nicht mehr Aton
    gewidmet ist.
    Das könnte auch schon auf ein Rückbesinnen auf ältere Theologischen prinzipen und konzepte hindeuten.
    Was uns schon die Hinterlassenschaften von Neferneferuaton Ankhcheperura nahelegen.
    Das zur Lebzeit Echnaton wohlgemerkt!
    Quasi eine art backroll von Echnaton?

    Bis dahin bin Einverstanden mit N.Reeves.

    Aber ich glaube nicht das in Kv63 versteckt nefertiti beerdigt liegt.
    Aller höchstens nur für Nefertiti angelegt worden ist.

    Warum wurde, oder sollte, Nefertiti aka Ankhcheperura im Tal der Könige beigesetzt worden sein?
    Wenn der Hof noch in Armana weilte?

    Der Umzug des Hofes fand erst später statt in der Regierungszeit Tutankhamuns.
    Auch Tutankhamuns Namensänderung,fand erst 2-3 jahre nach seiner Thronbesteigung statt.
    Was darauf hindeutet das man noch versuchte bei Tutankhamun ein status quo in Amarna zu erreichen.

    Wenn Ankhcheperura versuchte ,wie das Grab Merire 2 in Amarna zeigt,
    die Aton Religion aufrechtzuhalten.
    Wie kann das gelingen wenn man nicht mehr vorhat in Amarna beerdigt zu werden?

    Dazu soll es Beweise geben das Nefertiti in Amarna beerdigt wurde im Grab von Echnaton.

    Wieso sollte sie auch beerdigt werden als Pharao, wenn sie die „Verräterin“ in der Dahamazu affaire ist?
    Wie N.Reeves das nahe legt.
    Oder hatte sie diese affaire politisch überstanden?
    Der Sinn der Dahamazu affaire kann daran gelegen haben Harmehab in den norden zu locken.
    Oder hatte Ankhcheperura wirklich vor einen hittai Prinz zu Heiraten ???

    Ich gehe davon aus das Nefertiti die Dahamazu ist.
    Dies könnte der Grundsein, weswegen Nefertiti aka Ankhcheperura starb und Tutankhamun die Herrschaft übernahm.
    Höchstwahrscheinlich gesteuert von Eje und vielleicht auch Haremhab.
    Weiterhin könnten auch Meritaton und Anchespaaton noch politischen einfluss besitzen,
    und auf Tutankhamun einwirken und beschützen.

    Es ist zwar möglich ,das das Grab KV62 von Nefertiti angelegt wurde, aber dann nicht vollendet wurde.
    Ich glaube aber, das das Grab KV62 nicht von Nefertiti angelegt wurde.
    Wenn doch… nur bis,wie N.Reeves es benennt,zur Phase I.
    Dann aber,meiner meinung nach,nicht weiter!
    Wenn das grab Kv62 Nefertitis Grab ist wurde es nicht fertig gestellt.
    Weil Nefertiti aka Anchcheperura verstarb und vielleicht wegen der Dahamazu ermordet wurde.
    Wenn KV35YL Nefertiti ist!
    Kv35YL hat Wunden im Gesicht die zu Lebzeit entsanden sind.
    Und nicht Postmortem!
    Diese Wunden werden als Todesursache angesehen.
    Das könnte die Reaktion gewesen sein auf ihren Verrat!
    Das alles würde dazu passen das KV35YL Nefertiti ist.

    Wie N.Reeves die Nordwand Analysiert finde ich Plausibel und für möglich.
    Aber dazu will ich noch anmerken wollen das die gezeichnete abbildungen von Tutankhamun,
    zb auf den anderen Wänden in Tutankhamuns Grab, nicht alle seine Augen auf einer Line gezeichnet sind.
    Da gibt es auch verschiebungen.
    Deshalb müssen die unterschiedlichen Augenhöhen nicht auf unterschiedliche
    Arbeitsphasen hindeuten.
    Alles was Reeves als Argumente aufzählt, könnten halb wahr sein oder ganz nur Spekulativ.
    Damit will ich anmerken ,das es auch andere Gründe haben kann für alle diese festellungen.

    Aber welchen beweiss liefert Reeves ,das Nefertitis Grab in KV62 unberührt ist ?
    Welche beweise hat er das sie noch da ist?

    In the Burial of Nefertiti III von Nicholas Reeves wird die Younger lady nicht erwähnt.

    Wenn KV35YL wirklich Tutankhamuns Mutter ist.
    Und wenn das nun doch Nefertiti wäre,kann sie ja nicht in Kv62 versteckt beerdigt liegen!
    Und KV35YL sieht unverneinbar verwechselbar ähnlich mit der Büste der Nefertiti aus.

    Die ähnlichkeit der büste der Nefertiti zu Kv35YL und das wissen über deren schwesterlichen
    Verwandtschaft zu Echnaton KV55 lässt was anderes vermuten wenn reeves recht hat!

    Warum sagt Reeves uns nicht warum „nur scheinbar“ KV35YL ähnlich mit der Büste der Nefertiti aussieht?

    Da die verwandtschaft von KV35YL mit Echnaton feststeht.
    Und das sie die Mutter von Tutankhamun ist.
    Dann müsste wenn KV35YL nicht Nefertiti ist,dann müsste Nefertiti eine Schwester von KV35YL und Echnaton sein!!!
    ich weiss nicht ob N.reeves das bedacht und davon ausgeht.

    Ich will damit sagen wenn Nefertiti nicht Kv35YL ist, aber die Büste der Nefertiti
    der Mumie der kv35YL ähnlich aussieht,dies auf eine verwandtschaft zu schliessen ist.
    Dann hätte Echnaton mehrere Schwestern Geehelicht!

    Diesen Gedanken geschuldet,glaube ich zu sagen:

    das Grab könnte jedem gehört haben ,aber niemand wurde darin beerdigt.
    und wenn doch wurde das Grab aufgelösst.
    Grabgegenstände von Ankhcheperura wurden für Tutankhamun benutzt.
    Diese waren aber nie vorher in KV62 sondern eher in Amarna.
    Wie auch Teje in Amarna beerdigt wurde.
    Dann wurden KV35YL und KV35EL von Tutankhamun im Tal der Könige umgebettet in KV55.
    Ein Teil Tejes Grabbeigaben, wie ihr Schrein ,sind in KV55 gefunden worden.
    Nefertiti fand dann den weg wie Teje in Kv35 über KV55.
    Auch bemerkenswert ist das KV35EL Teje die genetische Mutter von KV35YL Nefertiti und KV55 Echnaton ist.
    Und so konnte Tutankhamun alle seine famillienmitglieder retten.

    Was mir noch ein bisschen Kopfschmerzen bereitet ist, wie die Erkenntnisse von Alain Zevie einzubringen sind.
    Das Grab von Sakkara und die Amme Maja von Tutankhamun.
    In einem Wandrelief ist zusehen wie Tutankhamun auf ihren Schoss sitzt und ihre Füsse ruhen auf dem Semi Taui
    stuhl.
    Daher wird ausgegangen das diese Amme in Namen von Tutankhamun herrschte.
    Ist sie Meritaton?

    Aber ich hätte gerne unrecht und ein verstecktes Grab wäre absulut Grossartig!!!!
    vielleicht ist da auch was.
    Wer weiss, wer das sein könnte?
    vielleicht liegen da Tutankhamuns kleine Schwestern beerdigt!

    KV55 =Vater Echnaton, Mutter Nefertiti, Oma Teje
    Kv62 = Tutankhamun
    Mystery verstecktes Grabin Kv 62= Maketaton,Neferneferuaton,neferneferure,setepenre
    nach Tutankhsamun Tod wurden in KV21 =Anchesenamun/anchespaaton und Meritaton beerdigt.

    So wären alle in der nähe!
    Liebe Grüsse Martin Mertens

  11. Hallo, N.Reeves hat wunderschöne Theorien zu Dingen, wovon wir nichts wissen. Dabei gibt es ja so viele Dinge aus der Armana-Zeit von denen wir wissen.
    Ich gebe Martin Mertens vollkommen recht, es gibt eigentlich keinen Hinweis, dass KV62 vorab für Nefertiti erbaut wurde, da sie ja eigentlich in Armana beerdigt werden sollte. Aber vieleicht hat sie als Semenchkare als Pharao in Theben regiert. Und wäre nach ihrem Ableben (ermordet oder nicht) dort beerdigt worden. Warum dann auch immer mitten im Gang (nach Theorie von N.Reeves) die Grabkammer errichtet wurde. Dies würde aber eine ganz andere Frage aufwerfen, warum der starke Pilzbefall der Bemalung. Einer Bemalung, die ja in weiten Teilen schon bei der Beerdigung von „Nefertiti?“ erfolgt wäre. Und daher keine überhastete Beerdigung benötigt hätte. Selbst wenn es die Mumie KV35YL wäre, da eine Kopfverletzung nicht zu frühzeitiger Verwesung führen sollte.
    Dieser Pilzbefall wurde ja immer mit der überstürzten Beerdigung (und der dadurch noch nicht getrockneten Bemalung) von King Tut argumentiert. Aber für ein paar übermalte Kartuschen und punktuelle Korrekturen war die Feuchtigkeit sicher überschaubar.
    Recht hat aber N.Reeves, dass der Rechtsknick des Ganges als Indiz für ein Grab für eine weibliche Person hindeutet. Daher ist wohl anzunehmen, dass es ein Prinzessinengrab war oder werden sollte. Alles andere ist dann doch sehr spekulativ. Daher könnte natürlich am Ende des Ganges auch noch ein Grab einer Prinzessin liegen, aber Nefertiti würde ich da auch ausschließen.
    In dem ganzen Kontext ist Eje sicher der Drahtzieher gewesen und hat die Beerdigung von Tutanchamun im KV 62 veranlasst. Warum nicht in einem Grab, welches für King Tut schon begonnen war ist auch spekulativ, aber vielleicht liegt ja Eje da selber drinnen, da er bei der Thronbesteigung schon sehr alt gewesen sein musste. Also vielleicht hätte Tutanchamun im WV23 „Affengrab“ im westlichen Tal begraben werden sollen. Das hätte schon einen gewissen Charme, denn da liegt ja sein Großvater Amenophis III (WV22) und vielleicht das Grab seines Vaters Echnaton WV25 (nachdem in Armana es nicht fertig gestellt wurde)….

    Who knows, lg
    Chr

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