Um den Gerüchten um vermeintliche Schäden an der Stufenpyramide des Pharaos Djoser entgegenzutreten, lud Antikenminister Mamdouh El-Damaty am vergangenen Dienstag zu einer Pressekonferenz vor Ort ein. Die Journalisten konnten das Innere der ältesten Pyramide Ägyptens betreten und sich davon überzeugen, dass dort nichts eingestürzt ist, wie zeitweise von manchen Medien berichtet worden war.
In den letzten Monaten hatte es eine Reihe von Vorwürfen gegen die Restaurationsarbeiten gegeben (wir berichteten), bei denen die Anschuldigungen von „unqualifizierte Baufirma“ über „konstruktive Schäden“ bis hin zu „teilweise eingestürzt“ lauteten. Das Antikenministerium veröffentlichte zwar ein Dementi sämtlicher Vorwürfe, doch die Gerüchteküche brodelte weiter. Nun lud man ein zum Ortstermin und Minister El-Damaty nahm höchstpersönlich zu den Vorwürfen Stellung.
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Baustopp nach der Revolution
Im Jahr 2002 habe es eine umfassende Untersuchung der gesamten Pyramidenstruktur gegeben, sagte der Minister, in die auch geologische Gutachten und Laboruntersuchungen des Untergrundes einbezogen worden waren. Daraufhin habe man sich zur Restaurierung des Komplexes entschlossen, und nach einer längeren Planungsphase hätten 2006 die Arbeiten begonnen. Leider kam die Restauration nach der Revolution von 2011 ins Stocken, weil für das Projekt einfach kein Geld mehr da war. Erst seit kurzem stünde nun wieder ein Budget bereit, so dass man die Arbeiten wieder aufnehmen konnte.
El-Damaty betonte, dass es keinerlei technische Probleme bei den Bauarbeiten gäbe und die Gerüchte vom Zerfall der Pyramide jeglicher Grundlage entbehrten. Eine genaue Untersuchung der Pyramide habe keinerlei Einstürze ergeben. Er forderte die Presse auf, Informationen, die sie bekämen, besser zu überprüfen, bevor man sie veröffentliche. Man würde gegen Mitarbeiter, die fahrlässig oder unverantwortlich handelten, notfalls auch mit rechtlichen Mitteln vorgehen.
Diskussion um neue Blöcke
Der Vorsteher der Sakkara Nekropole, Mohamed El-Shimi, ergänzte, dass die Baufirma sich genau an den Plan halte, der damals von Experten erarbeitet worden war. Die Bauarbeiten stünden zudem unter der ständigen Kontrolle einer für das Ministerium tätigen Beraterfirma, die aus erfahrenen Architekten und Hochschulmitarbeitern bestehe. Für die Arbeiten seien die in den letzten Jahrhunderten heruntergefallenen und um die Pyramide herum liegenden Blöcke gesammelt, gereinigt und wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht worden. Dort, wo Blöcke fehlten, habe man Kopien hergestellt und so die Lücken gefüllt.
Genau gegen diese neuen Blöcke aber richtet sich ein Teil der Kritik vieler Gegner der Restauration, denn die neuen sind beileibe keine exakten Kopien der alten Blöcke und gliedern sich optisch überhaupt nicht in das Gesamtbild ein. Michel Farid Ghobrial, der Projektleiter der Baufirma, verteidigt diese Restaurationsmethode. Die neuen Blöcke vermittelten dem Besucher einen Eindruck davon, wie die Pyramide aussah, als sie vor über 4500 Jahren gebaut wurde.
Diese Argumentation werden viele nur mit einem Kopfschütteln quittieren, insbesondere, wenn sie sich die Bilder dazu ansehen. Aber welche Alternative hatte man, wenn man an diesen Stellen zur Stabilisierung der gesamten Pyramide Material einbringen musste? Hätte man die neuen Blöcke so herstellen können, dass sie ebenso verwittert und teilweise zerfallen aussehen, wie die 4500 Jahre alten Originalblöcke? Oder hätte man glatt geputzte Wände aus modernem Material nehmen sollen, um klar zu kennzeichnen: Hier ist etwas eingesetzt, das eigentlich nicht dazugehört, aber konstruktiv notwendig war? Man hat sich anscheinend für einen Mittelweg entschieden und Blöcke nachgebildet, wie sie ursprünglich verbaut wurden. Das sieht nun natürlich nicht mehr „alt“ aus, ist aber immerhin noch (oder leider nur noch?) halbwegs authentisch.
Quellen: TNN und Ahram Online
Für mich ist die Nachricht sehr erfreulich. Was man von Sensationsmeldungen halten kann, wissen wir – auch und gerade bei uns. Und unterschiedliche Meinungen gibt es zur Restaurierung immer. Wir Dresdner können ein Lied davon singen. Am Besten, man macht sich eineigenes Bild an Ort und Stelle.