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Ägyptisches Museum: 16 Meter langer Papyrus aus Sakkara wird erstmals ausgestellt

Am Montag wurde im Ägyptischen Museum am Kairoer Tahrirplatz ein 16m langer Papyrus der Öffentlichkeit vorgestellt, der erst im vergangenen Mai 2022 in Sakkara gefunden worden war. Da die äygyptische Grabungsmission in Sakkara unter der Leitung von Mostafa Waziri steht, erhielt das außergewöhnliche Schriftstück aus der Ptolemäerzeit (305-30 v.Chr.) den Namen „Papyrus Waziri I“.

M. Waziri beim Betrachten „seines“ 16m langen Papyrus‘. Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

Der Papyrus enthält in hieratischer Schrift 113 Kapitel des Totenbuchs. Diese sind in 150 Spalten und dazwischen oder darüber angeordneten Bildern gegliedert. Der erstaunlich gut erhaltene Papyrus wurde nach seinem Fund acht Monate lang im Labor des Ägyptischen Museums restauriert, konserviert und dokumentiert, bevor er nun erstmals ausgestellt wird.

Der 16m lange Papyrus an der Wand des Ägyptischen Museums Kairo. Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

Bei seinem Fund im Mai 2022 dachten die Archäologen noch, der Papyrus sei nur ungefähr 9m lang. Beim vorsichtigen Ausrollen im Ägyptischen Museum Kairo stellte sich dann heraus, dass es ganze 16m waren. Er ist damit der längste Papyrus in hieratischer Schrift, der jemals in Sakkara gefunden wurde.

Die Papyrusrolle eingewickelt in Leinen, wie sie gefunden wurde. Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

Die Papyrusrolle war eingewickelt in ein Leinentuch und wurde im Sarg eines Mannes namens Ahmose gefunden, dessen Name ganze 260 mal in diesem Text auftaucht. Der Papyrus beginnt mit einem Leerbereich von ca. 40 cm, dann folgt ein Bild des verstorbenen Ahmose vor dem sitzenden Gott der Unterwelt, Osiris. Osiris saß dem Totengericht vor, bei dem jeder Verstorbene sein Herz gegen die Feder der Maat wiegen lassen musste. Nur wenn sein Herz nicht von Sünden belastet, sondern leicht genug war, erreichte der Verstorbene glücklich das Jenseits. Anderenfalls fiel er Ammit, der „großen Fresserin“ zum Opfer, die oft als Mischwesen aus Krokodil, Nilpferd und Löwe dargestellt wurde.

Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

Der überwieged mit schwarzer Tinte geschriebene hieratische Text – einige Passagen sind aber auch rot – ist von außerordentlicher Qualität, was dafür spricht, dass es sich um einen hervorragenden Schreiber gehandelt haben muss. Das Buch der Toten enthält magische Sprüche und Formeln, die dem Verstorbenen bei seiner Reise in die Unterwelt helfen sollten. Daher wollte jeder Ägypter gerne ein solches Totenbuch in seinem Grab haben.

Foto: Tourismus- u. Antikenministerium Ägypten

Die Ausstellung des Papyrus am Montag fiel zusammen mit einer Feststunde zum Abschluss der ersten Phase des Entwicklungsprojekts für das altehrwürdige Ägyptische Museum am Tahrirplatz. Nachdem es seine größten Publikumsmagneten verloren hat – die komplette Tutanchamunsammlung wird bald im neuen Grand Egyptian Museum (GEM) zu sehen sein und die königlichen Mumien wurden mit einer großen Parade ins neue Nationalmuseum der Ägyptischen Zivilisation (NMEC) in Fustat überführt – soll das Ägyptische Museum nun touristisch wieder aufgewertet werden. Dies geschieht mit erheblicher finanzieller Unterstützung der Europäischen Union und Experten von fünf großen europäischen Museen: dem Louvre in Paris, dem Britischen Museum London, dem Ägyptischen Museum Turin, dem Ägyptisches Museum und Papyrussammlung Berlin sowie dem Reichsmuseum für Altertümer in Leiden.

Noch immer schlummern zehntausende Artefakte in den großen Lagerbeständen des Ägyptischen Museums Kairo, die von der Welt vergessen und noch nie ausgestellt waren. Dieser Neuanfang bietet daher auch die Chance, endlich einmal diese Lagerbestände zu sichten. Wir sind ganz sicher, dass dabei auch das ein oder andere seltene und sehenswerte Stück gefunden wird, das einen Besuch dieses traditionsreichen Gebäudes auch weiterhin lohnenswert macht – trotz aller Gigantomanie der beiden neuen Museen (oder vielleicht sogar gerade deswegen!). 😉

2 Gedanken zu „Ägyptisches Museum: 16 Meter langer Papyrus aus Sakkara wird erstmals ausgestellt“

  1. das würde mich auch interessieren. Habe die Doku über diese Ausgrabungen gesehen. Es war mehr Werbung für die Fachleute als information.

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