Bei Minenarbeiten in einer Goldmine am Roten Meer wurden vor zwei Jahren Überreste einer antiken Stadt entdeckt. Auch die alten Ägypter hatten hier also schon Gold aus der Erde geholt. Der Altertümerrat, das Supreme Council of Antiquties, hat diese antike Stadt seitdem freigelegt und aus der Minenregion an eine andere Stelle versetzt. Nun ist der neue Standort fertiggestellt und erst nun wird die Fundmeldung bekannt gemacht.
Die Goldmine Sukari liegt ca. 25 km südwestlich der Stadt Marsa Alam am Roten Meer. Nach ausgiebigen archäologischen Arbeiten hatte das Team des Altertümerrates die Grundmauern der antiken Goldgräberstadt freigelegt. Da die modernen Minenarbeiten an dieser Stelle nicht aufgegeben werden konnten, musste die Jahrtausende alte Stadt hier also entfernt werden. Man entschied sich, die gefundenen architektonischen Elemente sehr genau zu dokumentieren und dann an einer ca. drei Kilometer nördlich liegenden Stelle genau so wieder aufzubauen.
Die antike Stadt soll ca. 3000 Jahre alt sein. Gefunden wurden Steine und Vorrichtungen zum Zertrümmern und Mahlen von Gesteinsbrocken, aus denen man das Gold holen wollte, Filtrations- und Sedimentationsbecken sowie Tonöfen, die zum Einschmelzen dienten. Außerdem fanden die Archäologinnen eine Wohnsiedlung der Minenarbeiter mit Werkstätten, Verwaltungsgebäuden, Badehäusern und Tempeln aus der pharaonischen, ptolemäischen, römischen und der islamischen Zeit. Gold konnte man halt in jeder Epoche gebrauchen… 😉
Insgesamt 628 Ostraka, beschriftete Tonscherben, wurden gefunden, die mit griechischen, demotischen und hieroglyphischen Texten beschrieben sind. Zu den Fundstücken zählen auch Bronzemünzen der Ptolemäer, Terrakotta-Figuren, die Menschen oder Tiere darstellen, sowie einige Steinstatuetten von Gottheiten wie Bastet oder Harpokrates. Weiter werden fünf Opfertische, einige Tongefäße des täglichen Lebens, z.B. für Parfum, Medizin, Weihrauch oder Schmuck genannt sowie einige „Dekorationselemente“ aus Muscheln.
Der 3 km entfernte neue Platz, an dem die Funde originalgetreu wieder aufgebaut wurden, soll etwa 2,5 ha groß sein und hat sogar ein Besucherzentrum bekommen, in dem man auch den Ausgrabungsprozess auf Dokumenten und Fotos verfolgen kann. Als Besucher kommen vermutlich nur Badegäste aus Marsam Alam in Betracht, da der Ort doch sehr weit entfernt von anderen Touristen-Hotspots wie Hurghada oder Luxor ist.
Die neu entdeckte antike Minenanlage ist nicht die erste in dieser östlichen Wüste, die zwischen dem Nil und dem Roten Meer liegt. Bekannt ist vor allem Wadi el-Hudi in der Nähe von Assuan, wo seit pharaonischen Zeiten Amethyst abgebaut wurde. Seit etwa 5-10 Jahren kennt man weitere Minenareale am Nassersee, wie bspw. Dihmit South oder el-Hisnein, deren konsequente Erforschung leider noch nicht begonnen hat.
Aber wo man in pharaonischer Zeit Gold oder Edelsteine finden konnte, da versuchen natürlich auch heute manche Leute ihr Glück. Die antiken Stätten werden also von illegalen Goldsuchern und z.T. auch von modernen Minenfirmen bedroht, deren Interesse es natürlich nicht ist, dass Archäologen dort etwas finden oder jahrelang etwas ausgraben. Dass in diesem Fall der Fund gemeldet wurde und die Behörden die Stätte ausgraben und versetzen konnten, ist daher ein „best case scenario“ — und leider die Ausnahme.
In Wadi el-Hudi hofft das dort seit 2014 grabende amerikanisch-ägyptische Team jedes Jahr erneut, dass sie zu Beginn einer neuen Grabungssaison nicht feststellen müssen, dass eine nahe Minengesellschaft oder illegale Schürfer einen Teil ihres Projektgebietes verwüstet haben. Und die Minenstätten östlich des Nassersees liegen sogar noch völlig ungeschützt in der Wüste — in unserem Beitrag »Minensiedlungen in Dihmit und el-Hisnein müssen dringend geschützt werden« hatten wir schon 2019 darüber berichtet. Außer einem kurzen Erkundungsbesuch (auch hierüber berichteten wir) war aber noch kein wissenschaftliches Team dort und es gibt mitten in der kargen Wüste auch keinen Schutz durch Sicherheitskräfte. Es ist daher bemerkenswert und ein leuchtendes Beispiel, dass in diesem Fall in der Goldmine Sukari die Minengesellschaft und die Antikenbehörde anscheinend so gut zusammengearbeitet haben, dass die 3000 Jahre alten Siedlungsspuren gesichert wurden und für die Nachwelt erhalten blieben.