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Cachette mit 30 Sarkophagen im Assasif auf Pressekonferenz vorgestellt

Im Gräberfeld des Assasif – einem der vielen Grabbereiche auf Luxors Westbank, links der Straße zum Hatschepsuttempel gelegen – hat eine ägyptische Delegation in einem Versteck 30 anthropoide Holzsarkophage gefunden. Dies ist nun die vierte sogenannte Cachette, die auf Luxors Westbank gefunden wird; die anderen drei waren alle im späten 19. Jh. gefunden worden.

Auf der heutigen Pressekonferenz erinnerte Dr. Mostafa Waziri vom Obersten Rat für Altertümer daran, dass erst im November 2018 an gleicher Stelle mehrere Gräber gefunden worden waren (wir berichteten). Danach habe man noch den Eingang des Grabes TT28 gefunden und dann in der Gegend weitergesucht. Nach einer Unterbrechung der Arbeiten durch das Ende der letztjährigen Grabungssaison sei das Team aber nun in der neuen Grabungssaison 2019 erneut fündig geworden.

Foto: LuxorTimes

Das stimmt zeitlich nicht so ganz, denn bereits im Januar 2019 hatten wir von einem Wächter im Assasif erfahren, dass dort gerade ein Grab mit sehr vielen Mumien gefunden worden war, und zwar von einem ägyptischen Team, das angeblich von Zahi Hawass geleitet wurde. Zumindest der letzte Teil dieser Aussage war nicht ganz korrekt, denn Hawass nahm zwar an der heutigen Pressekonferenz als Beobachter teil, aber wurde, außer in der Begrüßung, nicht weiter erwähnt. Der Rest der Neuigkeit unseres Wächters hatte aber anscheinend gestimmt.

Foto: LuxorTimes

Die Cachette enthielt in einer oberen Schicht 18 Sarkophage, unter denen man dann noch einmal weitere 12 Särge fand. Die Sarkophage waren noch versiegelt, sind schön bemalt und in einem guten Erhaltungszustand. 23 enthalten männliche Mumien, 5 weibliche und 2 Kinder.

Foto: LuxorTimes

Am Ende der Pressekonferenz wurden dann zwei Sarkophage (ein männlicher und ein weiblicher) vor der versammelten Presse geöffnet, was zu beinahe tumultartigen Szenen unter den Pressevertretern führte, die alle ein gutes Bild erhaschen wollten. Die Deckel lösten sich dabei allerdings so leicht von den Unterteilen, dass dies wohl nicht die erste Öffnung war. In beiden Sarkophagen lagen in Leinenbinden eingewickelte Mumien in einem augenscheinlich perfekten Zustand. Fotos von einem der geöffneten Kindersärge sind auch schon aufgetaucht, der anscheinend allerdings schon vor dieser PK geöffnet worden sein muss.

Der ganze Fund soll nach Angaben des Antikenministers El-Enany zunächst im nahen Grab des Pabasa bis zum 4. November ausgestellt werden, und dann ins GEM nach Gizeh gebracht werden. Dieses sollte übrigens im letzten Quartal 2020 dann eröffnet werden, meinte der Minister in einem Nebensatz.

Foto: LuxorTimes

Weitere Ausgrabungen werden folgen, erklärte Mostafa Waziri, denn man hoffe, noch weitere Objekte, z.B. Grabbeigaben, wie Kanopen oder Statuen, zu finden.

Laut Angaben der Ahram Online wurde diese „Assasif-Cachette“, wie sie nun genannt wird, von einem Priester der späten 22. Dynastie angelegt, der die Mumien seiner Vorfahren während unsicherer Zeiten vor Grabräubern schützen wollte.

Foto: LuxorTimes

6 Gedanken zu „Cachette mit 30 Sarkophagen im Assasif auf Pressekonferenz vorgestellt“

  1. Ja, „Zirkus“ trifft es auf jeden Fall, wenn man sich die Pressekonferenz angesehen hat. Ob das als „pietätlos“ empfunden wird, ist wohl ein sehr persönliches Gefühl.
    Ich glaube nicht, dass die Toten darunter leiden, dass wir ihre Totenruhe stören, die sterblichen Überreste ausgraben, ansehen und untersuchen. Und wir können eben viel daraus lernen, daher finde ich persönlich es vertretbar und sogar spannend. Aber ich verstehe, dass man das auch anders sehen kann und respektiere da jede andere Meinung.

  2. „Und wir können eben viel daraus lernen“
    Wohl eher nicht. Sarkophage aus der Zeit, verstauben zuhauf in den Museen.
    Hier geht’s mehr ums Mumien gaffen.

  3. Ist eigentlich schon bekannt, wer die Mumien waren ?
    Ich gehe mal davon aus, daß da niemand aus der Pharaonenfamilie dabei ist, denn das wäre wohl besonders erwähnt worden, oder?

  4. Es sind keine königlichen Mumien, wurde in der Pressekonferenz gesagt. Der Minister sprach von „Heiligen und Priestern“ und in der Ahram Online wurde ja auch berichtet, dass das Mumienversteck von einem Priester der 22. Dynastie angelegt wurde, der „seine Vorfahren“ beschützen wollte. Es scheinen also Priester und ihre Familien zu sein.

  5. Ich bin überrascht, dass so viele Fotografen ihre hochwertigen Kameras auf diese Sarkophage gerichtet haben und wir bislang dennoch nichts über die Inhaber dieser VertreterInnen der 21. und 22. Dynastie wissen. Dabei finden sich die Titel und die Namen der PriesterInnen wiederholt in den Inschriften auf den Sarkophagdeckeln genannt. Es ist offenbar leider immer noch so, dass wir dem interessierten Publikum lieber die sterblichen Überreste dieser einstigen Repräsentanten der altägyptischen Kultur präsentieren, als ihre Geschichte. Mit Wissenschaft hat dies jedoch nicht wirklich was zu tun, sondern eher mit einem tendenziell morbiden Geschmack.

    Rüdiger Blum

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