Nach inzwischen mehreren Radaruntersuchungen mit unterschiedlichen Ergebnissen, die letzte davon erneut negativ, hatte sich bei den meisten Wissenschaftlern die Meinung durchgesetzt, dass es direkt hinter den Wänden von Tuts Grab wohl doch keine weiteren, versteckten Kammern gäbe. Nun hat laut dem Wissenschaftsmagazin »Nature« erneut ein Team unter der Leitung des früheren Antikenministers Mamdouh Eldamaty mittels Bodenradaruntersuchungen einen großen Hohlraum neben dem Grab Tutanchamuns entdeckt.
Der Hohlraum sei ca. 2m hoch und mindestens 10m lang, will die »Nature« erfahren haben. Er läge ein paar Meter östlich der Grab- und der Schatzkammer und verlaufe parallel zu Tuts Eingangskorridor. Ob es eine Verbindung zu Tuts Grab gibt oder ob es sich um ein separates Grab handelt, können die Forscher noch nicht sagen. Die vergleichbare Tiefe und die Ausrichtung – parallel zum Eingangskorridor und damit senkrecht zur Grabachse – sprechen aber eher für einen Zusammenhang. Die vorläufigen Ergebnisse wurden Anfang dieses Monats dem Obersten Rat für Altertümer übermittelt, von dem es aber noch keine Reaktion gibt.
Bild oben: Der neue Hohlraum liegt in unserer Zeichnung etwa bei der Erklärung der Farben (Norden ist in unserem Plan unten)
Die früheren Scans
Nachdem 2015 ein japanisches Team unter dem mittlerweile verstorbenen Hirokatsu Watanabe sicher war, dass es hinter den Wänden von Tuts Grabkammer Hohlräume gibt, war ein US-Team von National Geographic kurze Zeit später genau zu dem gegenteiligen Ergebnis gekommen. Eine dritte Scanserie durch den Italiener Porcelli sollte 2017 Klarheit bringen; und dieser bestätigte: Keine Kammern hinter den Grabwänden! Etwas später hatte er allerdings mittels geoelektrischer Untersuchungen von der Oberfläche aus doch Anomalien gefunden, die aber aufgrund ihrer Entfernung wohl nicht mit dem Grab zusammenhängen (wir berichteten).
Laut der »Nature« hatte – parallel zu den Scans der Italiener in der Grabkammer – auch ein britisches Team von „Terravision Exploration“ Scans durchgeführt. Als dann die Italiener versteckte Kammern ausschlossen, war das britische Team angeblich aufgefordert worden, seine Arbeiten abzubrechen. Die bis dahin vorhandenen Scanergebnisse waren aber nicht durchweg negativ gewesen. Eldamaty wollte die Arbeiten daher fortsetzen und beantragte beim Antikenministerium eine neue Lizenz für weitere Scans. Diese wurde Anfang 2019 auch erteilt und seitdem arbeitet das britische Team unter der Mitarbeit von Eldamaty wieder – diesmal außerhalb der Grabkammer.
Wegen Interferenzen, die vermutlich von Klimaanlagen in der Nähe stammen, konnten von dem Areal direkt nördlich der Grabkammer, wo ja Nicolas Reeves weitere Räume vermutete, bisher keine guten Ergebnisse erzielt werden. Diese Klimageräte müssten wohl für eine genauere Untersuchung entfernt werden, sagte Terravision-Chef Charlie Williams. Er glaubt aber, dass der jetzt östlich von Grab- und Schatzkammer entdeckte Hohlraum mit etwas veränderter technischer Ausstattung und dichteren Scans bis auf wenige Zentimeter genau festgelegt werden kann.
Das sagen andere Forscher
Die Reaktionen in der Fachwelt sind sehr unterschiedlich. Zahi Hawass steht den Scans äußerst skeptisch gegenüber. GPR (Bodenradar) habe noch an keiner archäologischen Stätte jemals zu einer Entdeckung geführt, wird er in der »Nature« zitiert. Außerdem habe er selbst erst im vergangenen Jahr in dem Areal nördlich von KV 62 (Tuts Grab) nach weiteren Grabeingängen gesucht und nichts gefunden.
Ray Johnson von der Universität Chicago findet die Daten dagegen „ungemein aufregend“. Selbst wenn es nicht das Grab von Nofretete sondern ein vielleicht noch unentdecktes, eigenständiges Grab sei, könnte es bspw. Tuts Ehefrau Anchesenamun gehören, deren Grab ja auch noch nicht gefunden sei.
Aidan Dodson von der Uni im britischen Bristol steht Reeves‘ Theorie vom Grab Nofretetes ebenfalls skeptisch gegenüber und hält die gefundenen Anomalien auch eher für ein unabhängiges Grab, das vielleicht Prinzessinnen aus Tuts Ära beinhalten könnte. Aber für wen auch immer es sei, es müsse ein intaktes Grab sein, meint er, weil dieser Teil des Tals der Könige von einer antiken Flut praktisch „versiegelt“ wurde, was ja auch Tutanchamuns Grab mehrere Jahrtausende lang vor der Entdeckung geschützt hatte.
Reeves selbst hat natürlich auch hohe Erwartungen an den neuen Fund. Er schlägt eine Konferenz internationaler Experten vor, sobald alle Ergebnisse vorliegen. Diese sollte dann die nächsten Schritte beratschlagen, denn physische Untersuchungen sollten nicht übereilt vorgenommen werden, da Grabungen in diesem Terrain extrem schwierig seien und das Bohren eines Lochs durch die Grabwände diese einzigartigen Kunstwerke beschädigen würde.
Jetzt geht das schon wieder los….wird bald genauso langweilig wie die ständigen Meldungen das in Asien wieder jemand an der Grippe erkrankt ist….
Bezüglich Beschädigung der Wandmalereien: da gibt es genug Platz für ein wenige Zentimeter grosses Loch abseits der Malereien der Figuren. Die moderne Archäologie ist ja schon krankhaft pedantisch.
Handelt es sich bei diesem „neu“ enteckten Hohlraum nun um eine der beiden im Artikel vom 15.März 2019 bereits erwähnten Anomalien (vornehmlich um Anomalie 1) oder um etwas ganz anderes?
Hallo , wonach suchen diese Wissenschaftler eigentlich ? nach dem Geld was sie“ mit teuren Untersuchungen zum Fenster , ach nee Grab geworfen haben , warum bohren sie“ kein klitzekleines Loch wo sie eine weitere Grabkammer vermuten und schieben eine Kamera durch !
mann oh mann , das wird doch wohl nicht so schwer sein , oder ? und Zeit ja die rinnt davon , bedenkt in Zwei drei tausend Jahren oder doch früher gibt es die Erde nicht mehr , also eile ist geboten .
Also wenn es eine der von uns bereits 2019 beschriebenen Anomalien war, dann wohl eher Anomalie 1, die ja auf etwa gleicher Tiefe und nordöstlich lag. Auch die Größe – damals mit 4x15m angegeben (also eher länglich) – passt besser zu der hier beschriebenen.
Was ich nicht verstehe, warum kann man den nicht einfach ausserhalb des Grabes, dort wo die Hohlräume angezeigt werden ein Bohrung von Oben vornehmen.
( Kernbohrung und eine Kamera einführen)
Über Bohrlöcher und Kameras, auch von Tutanchamuns Grab aus, wurde viel diskutiert. Die Gegner argumentieren z.B. damit, dass man nicht weiß, wo man rauskommt und man dann vielleicht ein Kunstwerk auf der anderen Seite „gelöchert“ hat. Und von oben mehrere Meter durch Stein oder Fels zu bohren, würde sicher auch nicht ohne Erschütterungen oder Vibrationen abgehen. Ich denke, es ist besser, alle möglichen nicht-invasiven Methoden auszuschöpfen, bevor man zum Bohrhammer greift. Auch wenn das bedeutet, dass wir noch ein paar Jahre warten müssen…